24 April 2010

120 Kilometer lange Menschenkette für schnelleren Atomausstieg

Hamburg / Brunsbüttel (Deutschland), 24.04.2010 – Rund 120.000 Gegner der Nutzung der Kernenergie beteiligten sich heute an einer der größten Anti-Kernkraft-Aktionen der vergangenen Jahre. Sie bildeten eine Menschenkette zwischen den beiden norddeutschen Kernkraftwerk-Standorten Brunsbüttel und Krümmel, die eine Länge von bis zu 120 Kilometern erreichte. Sie führte unter anderem quer durch Hambung und durch das dünn besiedelte Schleswig-Holstein.

Unter dem Motto „Kettenreaktion – Atomkraft abschalten“ wollten die Demonstranten am 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und zwei Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ein Zeichen setzen für den Ausstieg aus der Kernenergie. Zahlreiche Bündnisse hatten zu einer Beteiligung aufgerufen beziehungsweise sich beteiligt: unter anderem die SPD, die Grünen, die Gewerkschaften und Umweltverbände. Entlang der Menschenketten waren zudem sieben Veranstaltungsbühnen aufgebaut, die für Kundgebungen und Konzerte genutzt wurden.

Auch in Biblis, dem Standort eines Kernkraftwerks im Bundesland Hessen, demonstrierten 8.000 Kernkraftgegner. Sie umzingelten das Kraftwerk ebenfalls mit einer Menschenkette. Insgesamt blieben die Proteste friedlich, ... >> Diskussion

22 April 2010

Originalakten zeigen: Asse war Test für Gorleben

Greenpeace stellt weitere Dokumente zur Endlagersuche ins Internet
22.04.2010, veröffentlicht von Talassa Bremer
In dem maroden Endlager Asse II sollten Einlagerungsversuche mit hochradioaktiven Abfällen durchgeführt werden. Diese sollten die Grundlage schaffen für die Endlagerung stark strahlenden Atommülls in einem Salzstock. Das geht aus Originaldokumenten hervor, die Greenpeace heute ins Internet stellt. Die Umweltschutzorganisation erweitert damit ihre vergangene Woche vorgestellte Online-Datenbank zum geplanten Endlager in Gorleben. Die jetzt veröffentlichten Unterlagen stammen aus dem Bundesinnenministerium und der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung aus den Jahren 1976 und 1983.
Aus den Akten geht auch hervor, dass Versuche mit Heizelementen in der Asse frühzeitig abgebrochen wurden. Mit diesen sollte die Wärmeentwicklung des hochradioaktiven Atommülls simuliert werden. Doch man fürchtete, den eingesetzten Erhitzer nicht mehr bergen zu können, nachdem ihn das Salz der Asse eingeschlossen hätte. Greenpeace fordert Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) erneut auf, den ungeeigneten Endlagerstandort Gorleben sofort aufzugeben.

Nur um die Kosten eines Heizelementes zu sparen, sind Versuche abgebrochen worden, die die Grundlage für ein sicheres Endlager bilden sollten, so Mathias Edler, Atomexperte bei Greenpeace. Die Papiere beweisen, wie schlampig die für unzählige Generationen entscheidende Frage der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle behandelt wurde. Trotzdem soll die politische Entscheidung für Gorleben durchgedrückt werden.

Wissenschaftler forderten Erprobung von Salzgestein

Im Positionspapier zur Entsorgung der Kernkraftwerke verlangten Fachleute der Bundesministerien für Inneres, Forschung und Wirtschaft im Jahr 1976 eine Eignungsprüfung für die Einlagerung hochradioaktiver Abfälle in Salz. Ein Endlager in einem Salzstock dürfe nur in Betrieb gehen, wenn entsprechende Einlagerungs-Versuche mit hochradioaktivem Müll in der Asse erfolgreich abgeschlossen wurden.

Mit der Eignung des Endlagerstandortes Gorleben befasst sich seit heute auch ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags. Wurden die Forderungen der Wissenschaftler dem politischen Druck preis gegeben?, fragt Mathias Edler. Wo sind die Ergebnisse der entscheidenden Versuche mit hochradioaktiven Abfällen in Salz? Wurden diese Versuche jemals gemacht oder soll Gorleben jetzt selbst zum Langzeitversuch werden - mit der Bevölkerung als Versuchskaninchen?

Diese und weitere bisher vertrauliche Originaldokumente zur Benennung und Eignung des geplanten Endlagers in Gorleben stellt Greenpeace der Öffentlichkeit Schritt für Schritt in einer umfangreichen Online-Datenbank zur Verfügung. Einsicht in die Akten der Niedersächsischen Staatskanzlei, des Niedersächsischen Umweltministeriums und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erhielt Greenpeace nach dem Umweltinformationsgesetz. Mathias Edler: Das Asse-Desaster zeigt, dass Gorleben nicht haltbar ist. Das muss auch Umweltminister Röttgen einsehen und eine neue ergebnisoffene Suche einleiten.

13 April 2010

12.000 Seiten Gorleben-Dokumente ausgewertet

Greenpeace findet geheime Unterlagen über riesiges Laugenreservoir am geplanten Endlagerstandort
13.04.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Die Benennung Gorlebens zum Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) erfolgte 1977 aus politischen Gründen innerhalb weniger Wochen. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace ab heute in einer umfangreichen Online-Datenbank der Öffentlichkeit Schritt für Schritt zur Verfügung stellt. Mit Veröffentlichung der bislang unter Verschluss gehaltenen Akten will Greenpeace jedem die Möglichkeit bieten, sich unabhängig von den Aussagen der Politik eine Meinung über den Verlauf der Standortentscheidung zu bilden. Unter anderem belegen die Unterlagen, dass Wassereinlagerungen im Salzstock Gorleben verschwiegen wurden, die zum Ausschluss des Standortes hätten führen müssen. Greenpeace fordert erneut, den Endlagerstandort Gorleben endgültig aufzugeben.


Details zu diesem Bild anzeigenArbeiter bei Abteufarbeiten auf der Schachtsohle im Salzstock Gorleben. Befunde unabhängiger Wissenschaftler belegen, dass der Salzstock Kontakt mit Grundwasser hat. Damit...Bildergalerie starten
Es hat aber nie ein wissenschaftliches Auswahlverfahren mit dem Salzstock Gorleben als bestem Ergebnis gegeben, sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. Das Verfahren war nie ergebnisoffen. Geologische Kriterien für ein Endlager im Salzstock spielten in allen Studien eine untergeordnete Rolle.

Eine politische Entscheidung wurde jedoch nötig, da nach der Atomgesetznovelle 1976 die Kraftwerksprojekte Biblis B, Unterweser und Brunsbüttel ohne Entsorgungsnachweis für den Atommüll akut gefährdet waren. Zudem mussten die AKW-Betreiber wegen fehlender Entsorgungsmöglichkeiten des radioaktiven Abfalls mit der drohenden Abschaltung laufender AKW ab 1981 rechnen. Albrecht beschied damals: 'Gorleben oder gar nicht', so Mathias Edler.

Einsicht in die Akten der Niedersächsischen Staatskanzlei, des Niedersächsischen Umweltministeriums und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erhielt Greenpeace nach dem Umweltinformationsgesetz. Die Akten zeigen auch, dass Gorleben erst Mitte November 1976 ins Verfahren gelangte. Handschriftlich wurde das Ergebnis einer Studie des TÜV-Hannover, die das schleswig-holsteinische Nieby favorisierte, um den Standort Gorleben ergänzt. Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) verstieß mit der Benennung eines einzigen Standortes sowohl gegen heutige Maßstäbe als auch gegen die damals gültigen Bewertungskriterien seiner eigenen Beamten.

Bisher unbekanntes Dokument beweist Wassereinlagerungen im Salzstock

Aus Greenpeace vorliegenden Akten des BGR geht hervor, dass der Öffentlichkeit bei der späteren Erkundung des Salzstocks wesentliche Informationen vorenthalten wurden. Da der damalige Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Auswirkungen auf laufende Gerichtsverfahren im Streit um Gorleben befürchtete. Die BGR hielt zudem einen Vermerk des BfS vom 1. August 1996 unter Verschluss, nach dem auf der 840-Meter Sohle im geplanten Erkundungsbereich 1 ein Laugenreservoir von bis zu einer Million Kubikmetern vorhanden ist.

Akteneinsicht nach dem Umweltinformationsgesetz hatte die Umweltorganisation seit August 2009 bei zwölf bundesdeutschen Behörden und Ministerien beantragt. Bis jetzt konnten 110 Aktenbände mit vertraulichen Kabinettsvorlagen, Gesprächsprotokollen, internen Vermerken und Studien mit mehr als 12.000 Einzelseiten ausgewertet werden.

Röttgen liegen nun die Beweise vor, um Gorleben endgültig zu schließen. Heute wie damals soll ein geologisch ungeeigneter Salzstock die Lösung für den Atommüll vorgaukeln, so Mathias Edler.

18 März 2010

Regierungsgutachten: Gorleben-Erkundung illegal

Greenpeace veröffentlicht internes Rechtsgutachten
18.03.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Die geplante Verlängerung von Betriebsplänen zur Erkundung des Salzstockes Gorleben auf Grundlage des Rahmenbetriebsplanes von 1983 ist unzulässig. Das geht aus einem heute von Greenpeace veröffentlichten Rechtsgutachten der Bundesregierung vom September 2009 hervor. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte am vergangenen Montag angekündigt, Betriebspläne zur Erkundung des Salzstockes in Gorleben auf der Grundlage von 1983 verlängern zu wollen, obwohl ihm dieses Gutachten vorliegt. Sollte Umweltminister Röttgen eine Verlängerung des Betriebsplanes auf der Grundlage des Rahmenbetriebsplanes von 1983 vorlegen, wird Greenpeace gegenüber der Bundesregierung Klage erheben.

Klarer geht’s nicht. Das Gutachten belegt, dass Röttgens Vorhaben illegal ist, sagt Tobias Münchmeyer, Atomexperte bei Greenpeace. Trotzdem will Röttgen offenbar ein Endlager in Gorleben durchdrücken - koste es was es wolle.

Das vom Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) erstellte Rechtsgutachten kommt weiterhin zu dem Schluss: Eine weitere Erkundung des Bergwerks Gorleben auf bergrechtlicher Grundlage (...) ist unzulässig. Als Begründung für die Unzulässigkeit einer Verlängerung von Betriebsplänen zur Fortsetzung der Erkundung von Gorleben erklärt das Gutachten: Durch die weitgehenden Änderungen des Vorhabens ist die Aufsichts- und Steuerungsfunktion des Rahmenbetriebsplans 1983 aufgebraucht. Der Rahmenbetriebsplan 1983 (in Gestalt seiner Verlängerungen) kann daher keine Rechtsgrundlage für eine weitere bergrechtliche Erkundung des Endlagerstandortes Gorleben sein; (...).

Röttgen muss endlich die Erkundung Gorlebens zu den Akten legen und den Weg für eine ergebnisoffene Endlagersuche freimachen - ohne den ungeeigneten Salzstock Gorleben, so Münchmeyer.

16 März 2010

Greenpeace prüft Klage gegen Umweltminister Röttgen

Erkundung von Gorleben nach Recht von 1983 verstößt nach Auffassung der Organisation gegen geltendes Recht
16.03.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Greenpeace prüft gemeinsam mit der regionalen Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, juristisch gegen den weiteren Ausbau des geplanten Atommüll-Endlagers im Salzstock Gorleben vorzugehen. Röttgen plant, den Salzstock auf Basis des Rahmenbetriebsplanes von 1983 zu erkunden, obwohl es eine Neufassung des Bergrechts von 1990 gibt. Das verstößt nach Ansicht der Umweltverbände gegen geltendes Recht und wäre somit illegal. Röttgen müsste somit einen neuen Rahmenbetriebsplan beim Bergamt Celle einreichen, der eine Umweltverträglichkeitsprüfung und die Beteiligung der Öffentlichkeit beinhaltet. Greenpeace fordert die sofortige Aufgabe des Standortes Gorleben und eine neue ergebnisoffene Endlagersuche nach Atomrecht.

Rahmenbetriebsplan von 1983 ist längst überholt

Der Rahmenbetriebsplan von 1983 ist vollkommen überholt. Röttgens Endlagerpolitik ist buchstäblich ein Rückfall in die Atommauscheleien der 1980er Jahre unter Kohl, erklärt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. Seit den Achtzigern haben sich sämtliche Voraussetzungen für den Bau der Anlage geändert. Statt dem in den 80ern verfolgten Ein-Endlager-Konzept ist heute auch Schacht Konrad als Endlager neben Gorleben vorgesehen. Atommüllarten und -mengen haben sich in 27 Jahren gravierend geändert, ebenso die Einlagerungskonzepte. Die Frage nach der besseren Eignung von anderen Wirtsgesteinen (Granit, Ton) ist bis heute unbeantwortet.

Deckmantel ergebnisoffene Erkundung

Eine ergebnisoffene Erkundung hat es in Deutschland bislang nicht gegeben. Seitdem Gorleben 1977 aus sachfremden Motiven zum Endlagerstandort auserkoren worden ist, sind Fakten geschaffen worden: 91 Castorbehälter mit hochradioaktiven Abfällen sind bereits nach Gorleben gebracht worden und stehen in einem Zwischenlager direkt über dem Salzstock. Eine Konditionierungsanlage zur endlagerfähigen Verpackung des Atommülls ist ebenfalls seit 2000 betriebsbereit. Die Schachtdurchmesser von neun Metern erlauben das Absenken von Atommüllcontainern.

Von einer ergebnisoffenen Erkundung kann daher keine Rede sein. Das Ergebnis soll von vornherein feststehen: Gorleben. Ob das legal ist, darüber werden wohl deutsche Gerichte entscheiden müssen.

15 März 2010

Erneuerbaren Energien droht Investitionslücke

Greenpeace: AKW-Laufzeitverlängerung blockiert 200 Milliarden Euro bis 2030
15.03.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz
Die von der schwarz-gelben Bundesregierung beabsichtigte Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke könnte künftige Investitionen in Erneuerbare Energien in Höhe von rund 200 Milliarden Euro bis 2030 verhindern. Bliebe es beim gesetzlich verankerten Atomausstieg, flössen diese Gelder in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, in Kraft-Wärme-Kopplung und Energiespartechnologien. Das geht aus dem Greenpeace-Energiekonzept Plan B 2050 hervor. Vor allem neue, mittelständische Unternehmen und Stadtwerke würden diese Klimaschutz-Investitionen leisten. Greenpeace fordert, den Atomausstieg zu beschleunigen und als Investitionsmotor für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu nutzen.

Die Atomkraft ist keine Brücke in Richtung Erneuerbare Energien, sondern erweist sich als Dampfwalzen-Technologie, die die Klimaschutz-Investitionen des Mittelstandes platt macht, sagt Tobias Münchmeyer, Energie-Experte bei Greenpeace. Damit steht der dringend notwendige Umbau der Energieversorgung auf dem Spiel.

Bundesregierung müsste mit Milliardenklage rechnen

Bereits in klimafreundliche Energieversorgung geflossene Investitionen von rund 75 Milliarden Euro würden entwertet, wenn die Erneuerbaren Energien in Zukunft noch stärker auf dem Strommarkt mit unflexiblen Atom- und Kohlekraftwerke konkurrieren müssten. Für diesen Ausfall müsste die Bundesregierung mit einer Schadensersatzklage mittelständischer Energieversorger in Milliardenhöhe rechnen.

Voraussetzung für einen einzigartigen Investitionsboom in Deutschland in Erneuerbare Energien seit dem Jahr 2000 waren die klaren politischen Rahmenbedingungen, die durch den Atomausstieg und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) herrschten. Sollte die Bundesregierung den Atomausstieg nun aufkündigen, wäre besonders stark der auf Vertrauensschutz angewiesene Mittelstand betroffen. Schon jetzt stehen laut dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) geplante Kraftwerksinvestitionen der Stadtwerke von rund 6,5 Milliarden Euro in Frage.

Atomkonzerne planen nur geringe Investitionen in Erneuerbare Energien

Multimilliardengewinne winken bei einer Laufzeitverlängerung hingegen den Atomkonzernen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall. Bisher kündigen die Konzerne Investitionen in neue Kraftwerke im Umfang von 40 Milliarden Euro bis 2020 an, von denen voraussichtlich nicht einmal 20 Prozent in Erneuerbare Energien fließen sollen. Zum Vergleich: Die Branche der Erneuerbaren Energien will bis 2020 sogar 200 Milliarden Euro ausgeben. Diese Investitionen wären jedoch durch eine Rückkehr zur Atomkraft gefährdet.

Atomausstieg steht für Klimaschutz, Wettbewerb und gesellschaftliche Befriedung. Wer ihn rückgängig macht, behindert Klimaschutz, stärkt die Strom-Monopolisten und reißt alte gesellschaftliche Gräben wieder auf, so Münchmeyer.

14 März 2010

Greenpeace: "Norbert Röttgen: Der scheinheilige Umweltminister"

Greenpeace demonstriert für endgültige Aufgabe des Endlagers Gorleben
14.03.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Für die endgültige Aufgabe des geplanten Endlagers für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock Gorleben haben Greenpeace-Aktivisten heute Nacht an der Endlagerbaustelle demonstriert. Gorleben: Für Atommüll ungeeignet, Herr Röttgen, projizierten die Aktivisten auf den Förderturm über dem Salzstock. Seit einem im Jahr 2000 von der rot-grünen Bundesregierung erlassenen zehnjährigen Moratorium ruhen die Erkundungsarbeiten im Endlager Gorleben. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) plant nun, den Baustopp aufzuheben und Gorleben nach Bergrecht weiter zu erkunden. Greenpeace fordert die sofortige Schließung des Bergwerks und eine neue ergebnisoffene Endlagersuche.

In Gorleben entscheidet sich der Atomausstieg. Wer alte Atomkraftwerke länger laufen lassen will, muss eine Lösung für noch mehr hochradioaktiven Müll präsentieren, sagt Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. Mit Gorleben gaukelt Röttgen den Menschen nur etwas vor. Es droht ein zweites Asse-Desaster – mit unabsehbaren Folgen.

Röttgen plant Weiterbau in Gorleben nach Rahmenbetriebsplan von 1983

Unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Erkundung wurde der Salzstock Gorleben bereits seit 1986 zum Endlager für hochradioaktive Abfälle ausgebaut. Der Ausbau lief nach Bergrecht. Es gab somit weder ein atomrechtliches Planfeststellung noch Öffentlichkeitsbeteiligung. Warnungen der Wissenschaftler etwa vor fehlendem Deckgebirge über dem Salzstock wurden ignoriert.

Um nach dem 30. September 2010 den Salzstock Gorleben weiter erkunden zu dürfen, plant Röttgen lediglich einen geänderten Rahmenbetriebsplan auf Basis des ersten Betriebsplanes aus dem Jahr 1983 zu beantragen. Würde er für Gorleben einen neuen Rahmenbetriebsplan einreichen, müsste die Neufassung des Bergrechts angewendet werden. Diese verlangt seit 1990 eine Umweltverträglichkeitsprüfung und die Beteiligung der Öffentlichkeit.

So funktioniert das scheinheilige System Röttgen, sagt Mathias Edler. Während der Minister mit salbungsvollen Worten die Bevölkerung zur Mitsprache aufruft, tut er hinter den Kulissen alles, um genau das zu verhindern.

Während Röttgen behauptet, die Erkundung Gorlebens sei ergebnisoffen, lassen weitere Fakten andere Schlüsse zu. So lagern bereits 91 Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll in einer Zwischenlagerhalle direkt über dem Salzstock. Gleichzeitig ist eine dortige Anlage zur endlagerfähigen Verpackung des Atommülls seit 2000 betriebsbereit. Die Pläne der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (heute BfS), wegen negativer Erkundungsergebnisse in Gorleben eine alternative Standortsuche durchzuführen, wurden 1983 auf Druck der Kohl-Regierung gestoppt.

23 Januar 2010

Greenpeace-Aktivisten protestieren an der Gronauer Uranfabrik

Atomausstieg schützt – Atomanlagen abschalten
23.01.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz
Mit einer Projektion an die Uranfabrik im münsterländischen Gronau haben Greenpeace-Aktivisten in den frühen Morgenstunden für ein Festhalten am Atomausstieg demonstriert. Atomausstieg schützt! haben die Aktivisten auf die Urananreicherungsanlage projiziert. Ein Arbeiter war am vergangenen Donnerstag beim Hantieren mit einem Uranbehälter radioaktiv verstrahlt worden. Die Aufsichtsbehörde im Wirtschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen hatte dazu erklärt, ein als leer und gewaschen deklarierter Behälter sei nicht ganz leer gewesen. Dadurch sei es zu einer Freisetzung von radioaktivem Uranhexafluorid gekommen.

Diese Erklärung macht misstrauisch. Es ist bekannt, dass Uranbehälter nie vollständig entleert werden können. Daher sind immer besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, sagt Heinz Smital, Atomphysiker bei Greenpeace. Der Vorgang lässt auf grobe Probleme in der Sicherheitskultur schließen. Selbst Bruchteile eines Gramms Uranhexafluorid (UF6) in der Atemluft können tödlich sein. Ein einzelner Uranbehälter enthält 12,5 Tonnen UF6.

Tödliche Risiken gehen in der Atomenergie nicht nur von Reaktoren aus, sondern von der gesamten Produktionskette. Schon Uranminen bergen hochgefährliche Strahlung. Ungeschützte Atomtransporte rollen beinahe täglich durch Deutschland. Viele Atomkraftwerke sind nicht gegen Flugzeugabstürze geschützt, die einen schweren Reaktorunfall auslösen könnten. Ein sicheres Endlager für hochradioaktiven Atommüll existiert weltweit nicht.

Ungeachtet aller Risiken sichern CDU/CSU und FDP bereits jetzt den Atomkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW längere Laufzeiten für ihre veralteten Meiler zu. Atomenergie ist hochgefährlich und unbeherrschbar. Die Energiekonzerne machen Profit auf Kosten der Gesundheit der Bürger, sagt Heinz Smital. Merkel und Westerwelle sollten die Menschen schützen und nicht ihre Sicherheit an die Atomkonzerne verkaufen.

22 Januar 2010

Strahlenunfall bei Urenco

Uran-Anreicherungsanlage Gronau: Arbeiter verstrahlt
Gronau (Deutschland), 22.01.2010 wikinews – Wegen eines Strahlenunfalls wurde ein Arbeiter der Uran-Anreicherungsanlage in Gronau zur Beobachtung in die Universitätsklinik Münster gebracht. Nach Angaben des Betreibers dieser in Deutschland einzigartigen Anlage war in der Behältervorbereitung der Anlage Radioaktivität ausgetreten. Die verstrahlte Raumluft sei jedoch gefiltert worden, so dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe.
Bei dem ausgetretenen Stoff habe es sich laut dem Aktionsbündnis Münsterland um das hochgiftige Uranhexafluorid gehandelt. Körperkontakt mit dem Stoff sei unbedingt zu vermeiden, weil die Uranverbindung mit Luftfeuchtigkeit giftige Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure) bilde. Bereits ein Einatmen des Stoffes könne tödlich sein, erklärte das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen am Freitag in Münster. Atomkraftgegner und Umweltinitiativen forderten die Stilllegung der Anlage. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderte eine umfassende Aufklärung des Vorfalls.
In der Anlage wird Uran künstlich angereichert, so dass daraus Brennstäbe für Kernkraftwerke hergestellt werden können. Die Atomkraftgegner kritisierten den geplanten weiteren Ausbau der Gronauer Uran-Anreicherungsanlage. Bis 2011 solle in Gronau außerdem ein Zwischenlager für 60.000 Tonnen Uranmüll entstehen.
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Infos zum Anlagenbetreiber >> http://de.wikipedia.org/wiki/Urenco
Urenco "entsorgt" radioaktive Abfälle als "Wertstoffe" nach Russland, wo sie in einem Sperrgebiet dicht der sibirischen Stadt Seversk unter freiem Himmel im Freien lagern.
Für solche Firma gab es im Jahr 2005 das "Zertifikat Ethics in Business". Es scheint manchen Leuten halt eine ganz spezielle Ethik zu sein; mit Werten als finanzmathematischen Größen.
msr >> Diskussion

21 Januar 2010

Greenpeace fordert Bundesregierung zum Festhalten am Atomausstieg auf

Kein Kuhhandel um die Atomkraft
21.01.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz
Für die heutigen Verhandlungen mit den vier großen Energieversorgern fordert die Umweltorganisation Greenpeace die Bundesregierung auf, nicht vom gültigen Atomausstieg abzurücken. Veraltete Atomreaktoren weiter laufen zu lassen, verstärke noch die gravierenden Sicherheitsrisiken für die Bevölkerung. Zudem würden die ungelösten Probleme in der Atommülllagerung weiter verschärft. Allein etwa 400 Tonnen hochradioaktiver Müll fielen bei einer Laufzeitverlängerung pro Jahr zusätzlich an. Die Bundesregierung will heute die Verhandlungen mit E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW über eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken beginnen. Weder hat sie ein Konzept für die künftige Energieversorgung, noch für die Endlagerung von Atommüll.

Mit der Aufkündigung des Atomausstiegs setzt Merkel genau die unselige Klientelpolitik fort, die schon zum Asse-Desaster und den Manipulationen beim geplanten Endlagerstandort Gorleben geführt haben, sagt Heinz Smital, Atomphysiker bei Greenpeace. Merkel verkauft die Sicherheit der Bevölkerung, um ihre versprochenen Steuergeschenke zu finanzieren. Ein zukunftsweisendes und tragfähiges Energiekonzept lässt sich nicht auf die gefährliche und umstrittene Laufzeitverlängerung für veraltete Atomkraftwerke stützen.

Laut Atomausstiegsgesetz müsste der Meiler Neckarwestheim 1 innerhalb der nächsten Monate als erster unter der neuen Bundesregierung abgeschaltet werden. Wie ein mehr als 100 Seiten starker Ablehnungsbescheid des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2008 belegt, ist die Strommengenübertragung vom neueren Reaktor Neckarwestheim 2 auf den älteren Meiler 1 aufgrund gravierender Sicherheitsmängel nicht möglich. So ist Neckarwestheim 1 unter anderem nicht gegen einen möglichen Flugzeugabsturz gesichert, der einen schweren Reaktorunfall auslösen könnte. Gegen eine mögliche Laufzeitverlängerung für Neckarwestheim 1 protestierten gestern bereits Greenpeace-Aktivisten aus Baden-Württemberg vor dem Atomkraftwerk.

Trotz mehr als 100 Milliarden Euro Gewinn, die E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW allein seit 2002 eingefahren haben, weigern sich die Energiekonzerne bis heute, die Sanierung des maroden Endlagers Asse II finanziell mitzutragen. Dabei stammen nach Greenpeace-Recherchen 63 Prozent der Radioaktivität aus dem EnBW-Atomkraftwerk Obrigheim, sechs Prozent aus Abfällen aus RWE-Atomkraftwerken und weitere zwei Prozent aus Atommeilern von E.ON und Vattenfall. Nach Expertenmeinung könnte die Asse-Sanierung rund 2,4 Milliarden Euro kosten.

15 Januar 2010

Greenpeace: Der Asse-Müll muss raus

Nur Rückholung bietet Langzeitsicherheit für Menschen und Umwelt
15.01.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert die vollständige Rückholung des Atommülls aus dem havarierten Endlager Asse II. Von allen drei Optionen für den künftigen Umgang mit dem einsturzgefährdeten Salzstock, die dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zur Wahl stehen, bietet nur die Rückholung des Mülls Langzeitsicherheit für Bevölkerung und Umwelt. Laut Greenpeace ist die Bergung technisch machbar und hauptsächlich eine Frage der Finanzierung. Für Arbeiter und Bevölkerung fordert Greenpeace höchste Sicherheitsstandards bei der Rückholung der 126.000 Atommüllfässer.

Das marode Endlager Asse ist eine Bombe, an der die Lunte bereits brennt, sagt Heinz Smital, Atomphysiker bei Greenpeace. Niemand weiß genau, welcher Atommüll in der Asse lagert und wie viel. Klar ist aber, dass die Asse mit Wasser voll läuft und die lecken Atommüllfässer früher oder später das Trinkwasser in der Region radioaktiv verseuchen werden. Daher gibt es zur Bergung des gesamten Mülls keine Alternative.

Weitere Optionen im Umgang mit der Asse sind neben der Rückholung des Atommülls die Vollverfüllung des Bergwerks mit Spezialbeton und anschließende Flutung mit Magnesiumchlorid oder die Umlagerung des Mülls unter Tage in neue Bohrlöcher. Bei beiden Optionen bliebe der Atommüll im absaufenden Bergwerk und würde früher oder später das Grundwasser radioaktiv verseuchen.

Bei Rückholung des Atommülls müssen zwei neue oberirdische Anlagen gebaut werden: Eine Konditionierungsanlage zur Neuverpackung der Abfälle und ein Zwischenlager. Eine Endlagerung des Atommülls in der Eisenerzgrube Schacht Konrad kommt für Greenpeace nicht in Betracht.

Atomkonzerne müssen sich als Hauptverursacher an den Kosten beteiligen

Greenpeace fordert die Politiker im Bundestag auf, parteiübergreifend ein Sondergesetz zu verabschieden, das die Atomkonzerne als Hauptverursacher des Mülls rückwirkend zur Kasse bittet. 63 Prozent der Radioaktivität im Endlager Asse stammen nach Recherchen von Greenpeace aus dem EnBW-Atomkraftwerk Obrigheim, sechs Prozent aus RWE-Atomkraftwerken und weitere zwei Prozent aus Atommeilern von E.on und Vattenfall.

Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung mit den Stromkonzernen über eine Laufzeitverlängerung für alte AKW und damit über ein weiteres Anwachsen des Atommüllberges spricht, während nicht einmal die Altschulden beglichen sind, so Smital.

Die Asse-Havarie bedeutet auch das Aus für das geplante Endlager im Salzstock Gorleben. Wer nach den Asse-Erfahrungen in einem Salzstock sogar hochradioaktive Abfälle für eine Million Jahre einlagern will, gehört eigentlich hinter Schloss und Riegel gesperrt, so Smital. Die Suche muss nun ganz von vorn beginnen.

Atommüllschwindel geht weiter: "Endlager Konrad"

Mit aktueller Pressemitteilung empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz, dass die 126.000 Atommülltonnen aus dem unterirdischen Kartenhaus "Asse 2" rausgeholt werden sollen.

Damit endet ein Streit gegen zwei andere Machbarkeitsbehauptungen, die jeweils auf eine untaugliche "Endlagerung" hinausgelaufen wären, nämlich auf nahezu Unumkehrbarkeiten:
Variante 1 sah die "Vollverfüllung der Schachtanlage" vor, also faktisch das Einbetonieren der Fässer in den Hohlräumen, wobei sich die dazu erforderlichen Mengen trotz mathematischer Leichtigkeit nicht beziffert finden und obwohl die Erfahrungen mit jederlei Radioaktivstoff-Ummantelung zeigen, dass Beton keine Standhaftigkeit bietet.
Variante 2 wollte die Fässer in noch tiefere Schächte umlagern, die hunderte Meter tiefer erst noch gebaut werden sollten, also die bleibend erforderlichen Kontrollen und rückholende Eingriffe noch mehr erschweren, wenn sie denn überhaupt noch finanzierbar wären.

Die einzig richtige Entscheidung ist die Rausholung, aber nur dann, wenn nicht Fehler wiederholt werden, denn die Atommülltonnen sollen vom vormals als sicher bezeichneten Salzbergwerk in das jetzt vermeintlich sichere Erzbergwerk "Schacht Konrad" umgelagert werden. Auch dort wird es keine "sichere Endlagerung" geben. Und irgendwann müssen die Dinger wieder heraus, was möglichst einfach zu sein hätte, also auch dort nicht in Beton eingegossen werden darf.

Und die Kosten der Asse-Sanierung?

Bislang war von ca. 2 Mrd. € die Rede und beklagt wird, dass sie dem Steuerzahler und nicht den Energiekonzernen entstehen, aber das muss nicht sein, denn wenn sich die Energiekonzerne der unmittelbaren Kostentragung entziehen, dann muss eben doch eine Atomstromsteuer her, die den ganzen Wahnsinn zumindest in den laufenden Kosten deckt und den Atomstromprofiteuren zum Preisnachteil wird, damit die Atommüllproduktion zurückgefahren wird und nicht mehr wettbewerbsfähig ist.

Es braucht eine >> Atomstromsteuer.

markus rabanus >> Diskussion

14 Januar 2010

Forschung als Deckmantel für Atommülldeponie

Allgemein wird berichtet, dass Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan im Untersuchungsausschuss des Atommülllagers Asse "Fehler eingeräumt" habe, denn das Lager habe nicht ausschließlich Forschungszwecken gedient.
Weit über 100.000 Tonnen radioaktiver Müll wurden in die Stollen des ehemaligen Salzbergwerks eingebracht. Das war indes nicht einfach nur "Fehler", sondern ein permanenter "Betrug" der Atomwirtschaft und ihrer Lobbyisten in den Parteien zulasten der Steuerzahler, dem in Milliardenhöhe Sanierungskosten entstehen, die wiederum dieser Mauschelwirtschaft zugute kommen, ohne dass ein einziger Verantwortlicher zivilrechtlich oder strafrechtlich in die Pflicht genommen wird.
Das Versagen der Leitmedien setzt sich setzt sich fort, wenn nur von "Fehlern" und nicht von "Betrug" die Rede ist. Das ist so verlogen wie die als "Forschung" deklarierte Walfängerei Japans. Und wir lassen es unseren Vertretern durchgehen.
Es gibt einfach weltweit bislang keine "Entsorgung", sondern fortgesetzte Atommüllproduktion, die durch falsche Weichenstellungen in den Siebzigern auf den Weg kam und vermeidbar gewesen wäre.

ps: Schavan studierte katholischen Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften, 1980 Promotion zum Dr. phil.; 2009 Berufung zur Honorarprofessorin an der Freien Universität Berlin.
Tatsächlich 2009? Hat sie denn dafür Zeit? oder ist es wieder nur Zubrot für eine Katholikin in der Nachfolge Jesu?

markus rabanus >> Diskussion

13 Januar 2010

BUND gegen voreilige Schließung von Asse

Keine voreilige Entscheidung zum Atommülllager Asse. Zu viele offene Fragen zu Inventar und Zustand des Bergwerks
Presseerklärung www.BUND.org Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat davor gewarnt, sich voreilig auf eine bestimmte Option zur Zukunft des Atommüllendlagers Asse in Niedersachsen festzulegen. Die bisherigen Erkenntnisse über das eingelagerte radioaktive Inventar in dem ehemaligen Bergwerk und über den Zustand des Salzstocks ließen die Entscheidung für eine der drei untersuchten Schließungsvarianten nicht zu. Der Vergleich der verschiedenen Optionen zeige vor allem, dass alle diskutierten Varianten große Probleme mit sich brächten. Um mögliche Risiken für die Anwohner in der Region um Wolfenbüttel und für die Umwelt zu minimieren, seien weitere Untersuchungen erforderlich.
Die vermutlich billigste Schließungsvariante, das Einbetonieren des Atommülls mit anschließendem Fluten des Bergwerks, müsse vor allem wegen fehlender Langzeitsicherheit in Frage gestellt werden. Ein Umlagern der Atommüllfässer in neu anzulegende tiefere Stollen im Salzstock gewährleiste nach dem bisherigen Wissensstand ebenfalls keine Langzeitsicherheit. Außerdem wisse man zuwenig über die Verhältnisse in den tieferen Schichten der Asse. Das Herausholen des radioaktiven Abfalls wiederum bedeute enorme Gesundheitsrisiken für die an diesen Arbeiten Beteiligten und für die Bevölkerung im näheren und weiteren Umfeld. Unklar sei auch, wo der Atommüll dann eingelagert werden könne.
Thorben Becker, Atomexperte des BUND: „Noch immer ist nicht geklärt, was genau die Atomindustrie eigentlich in der Asse eingelagert hat. Ein Fluten des Bergwerks, das Herausholen des Atommülls oder auch das Umverpacken und Umlagern unten im Salzstock bergen jeweils verschiedene Gefahren für Mensch und Umwelt. Deshalb brauchen wir mehr Klarheit, welche Methode des Umgangs mit dieser strahlenden Altlast der Atomindustrie die geringsten Risiken mit sich bringt. Vorschnelle Entscheidungen können uns teuer zu stehen kommen.“
Es werde zunehmend deutlich, dass es keine überzeugende Lösung zur Schließung der Asse gebe. Dies sei auch als Warnung vor einer Fortsetzung der Atommüllproduktion in Deutschland zu sehen. Der drohende Einsturz des Salzbergwerks Asse weise auch darauf hin, dass es ein Fehler sei, sich ohne ausreichende fachliche Begründung auf den Standort Gorleben für ein Atomendlager festzulegen. Schon in wenigen Jahrzehnten könne es im dortigen Salzbergwerk zu ähnlichen Problemen wie in der Asse kommen. „Die beste Lösung ist und bleibt das Ende der Atommüllproduktion und das Abschalten der Atomkraftwerke“, sagte Becker.
Der BUND forderte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf, die untersuchten Schließungsvarianten einer weiteren sorgfältigen Prüfung zu unterziehen und die Zwischenergebnisse öffentlich zu diskutieren. Die Bundesregierung müsse bei dem für kommende Woche geplanten Treffen mit Vertretern der großen Stromkonzerne auf deren Beteiligung an den Kosten einer Asse-Schließung dringen.

08 Januar 2010

Auch Großbritannien erkennt endlich das Potenzial der Windenergie für den Klimaschutz

BWE: Mehrere deutsche Unternehmen dürfen sich am Bau von Offshore-Windparks vor der britischen Küste beteiligen. Sowohl die Energieversorger E.ON und RWE als auch ein Konsortium aus Siemens und Hochtief gingen bei einem Ausschreibungsverfahren der britischen königlichen Liegenschaftsverwaltung Crown Estate als Gewinner hervor.

"Das heute von der britischen Regierung in London bekannt gegebene Ergebnis des Ausschreibungsverfahrens für Offshore-Windparks unterstreicht die Bedeutung der Windenergie für die künftige Energieversorgung Großbritanniens. England löst sich mit diesen Projekten mit einer Gesamtkapazität von 25.000 Megawatt aus der fossilen Umklammerung“, betonte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie. "Nächster und konsequenter Schritt der Regierung um Ministerpräsident Gordon Brown ist es, auch die Potenziale der Windenergie an Land endlich in Großbritannien zu heben. Von den Windverhältnissen auf der britischen Insel träumen zahlreiche Windenergieanlagenbetreiber in Kontinentaleuropa."

Bei der heutigen Vergabe der Baurechte handelt sich um neun Windparks, die im Wasser vor der Küste des Vereinigten Königreichs gebaut werden sollen. Es ist eines des größten Windkraft-Projekte der Welt. Die Windparks sollen ein Viertel des britischen Energiebedarfs decken. Heute decken Wind, Sonne & Co in Großbritannien gerade einmal zwei Prozent des Strombedarfs - zum Vergleich: Deutschland liegt aktuell bei etwa 16 Prozent.

Baubeginn der heute vergebenen Offshore-Windparks könnte frühestens 2013 sein. Die Kosten werden auf bis zu 100 Milliarden Pfund (110 Mrd. Euro) geschätzt. Die britische Regierung unterstützt finanziell den Bau der Projekte.

Pressemitteilung vom 08.01.2010 Bundesverband Windenergie
  • Windenergie-Forum
  • 16 Dezember 2009

    Coole Stromsparer: Größere Auswahl bei umweltfreundlichen Kühlschränken & Co

    Die neue EcoTopTen-Marktübersicht zu Kühl- und Gefriergeräten verzeichnet besonders sparsame Geräte
    Pressemitteilung von Öko-Institut e.V.

    Erfreulich: Die Auswahl an besonders umweltfreundlichen, sparsamen und zugleich günstigen Kühl- und Gefriergeräten ist gegenüber dem Vorjahr wieder größer geworden. „Unsere aktualisierte Marktübersicht von EcoTopTen verzeichnet ein Plus von 66 Prozent bei Modellen der Energieeffizienzklasse A++“, betont Dr. Dietlinde Quack, Expertin für umweltfreundliche Haushaltsgeräte am Öko-Institut.

    Doch während immer mehr Hersteller in Sachen Energieeffizienz aufholen, lassen die neuen sparsamen Kühlgeräte den Handel weiterhin kalt: „Leider kann der Kunde längst nicht alle effizienten Modelle auch tatsächlich im Laden finden“, bedauert Dr. Dietlinde Quack. „Besonders bei Sonderangeboten bleiben die grünen Kühl- und Gefriergeräte häufig außen vor.“ Oft wird der Kunde mit Billigangeboten gelockt, hinter denen sich aber nur Kühl- und Gefriergeräte der Effizienzklasse A verbergen. „Diese liegen aber weit hinter dem Stand der Technik, belasten die Verbraucher mit unnötigen Stromkosten und schaden der Umwelt“, sagt die Wissenschaftlerin. „Selbst A+-Modelle, die nun häufiger in Geschäften angeboten werden, sind aus Umweltsicht kaum akzeptabel. Deswegen listet die Marktübersicht des Öko-Instituts ausschließlich Modelle der Energieklasse A++ auf, diese Geräte verbrauchen bis zu 45 Prozent weniger Energie als Geräte der A-Klasse.“

    Die neue, aktualisierte Marktübersicht zu besonders sparsamen und umweltfreundlichen Kühl- und Gefriergeräten finden sie unter: http://www.ecotopten.de/prod_kuehlen_prod.php

    mehr

    25 November 2009

    Röttgen: Atomenergie ist Auslaufmodell

    Während zahlreiche Medien mit allerlei schrägen Meinungsumfragen die "Renaissance der Kernenergie" zu beschwören versuchen, obwohl sich mit jeder einfachsten Straßenumfrage ganz andere Ergebnisse nahelegen, räumte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) im Interview mit der Bildzeitung ein, dass die Mehrheiten in Deutschland seit Jahrzehnten gegen Atomenergie sind und sich daran vermutlich auch nichts ändern werde.

    20 November 2009

    Bundesnetzagentur: Offshore-Windparks in der Nordsee genehmigt

    Die Bundesnetzagentur hat heute wichtige Entscheidungen zur Versorgungsund Investitionssicherheit getroffen, indem sie erstmals Investitionsbudgets für den Netzanschluss von zwei Offshore-Windparks in der Nordsee genehmigt hat. Gegenstand der Genehmigungsentscheidungen sind zwei Projekte der transpower stromübertragungs gmbh.

    "Mit der Genehmigung der Investitionsbudgets sorgen wir für Rahmenbedingungen, die zu einer hohen Investitions- und Planungssicherheit beitragen. Die rechtzeitige Anbindung von Offshore-Windparks ist eine der wichtigen Aufgaben, um den Erfolg erneuerbarer Energien sicherzustellen. Die Bundesnetzagentur sieht sich hier den Zielen des Energiewirtschaftsgesetzes und den Klimazielen der Bundesregierung gleichermaßen verpflichtet", betonte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth.

    Auf Grundlage der jetzt erteilten Genehmigungen kann die transpower stromübertragungs gmbh ihre Erlösobergrenze, die die Bundesnetzagentur im Rahmen der Anreizregulierung festgelegt hat, ab dem Jahr 2010 um die Kapitalkosten der genehmigten Investitionsprojekte anpassen.

    "Bereits mit der Veröffentlichung unseres Positionspapiers zur Anbindung von Offshore-Windkraft-Projekten wurde ein Baustein für eine zügige, effiziente und diskriminierungsfreie Realisierung von Offshore-Windparks gesetzt. Besonders in Zeiten, in denen Klimaschutzziele kontrovers diskutiert werden, ist es uns wichtig, mit den aktuellen Entscheidungen weitere positive Signale für die Sicherheit von Investitionen in erneuerbare Energien zu setzen und die widerstreitenden Interessen zwischen niedrigen Netzentgelten einerseits und notwendigen Netzinvestitionen für die Einspeisung erneuerbarer Energien andererseits in einen vernünftigen Ausgleich zu bringen. Die Netzbetreiber können jetzt auf sicherer Grundlage den Anforderungen an die Netze gerecht werden, die sich aus der gewünschten Förderung erneuerbarer Energien ergeben", sagte Kurth.

    Investitionsbudgets können auf der Grundlage der Anreizregulierungsverordnung von den Netzbetreibern für besonders bedeutende Vorhaben beantragt werden. Dabei handelt es sich z. B. um Investitionen, die notwendig sind, um neue Kraftwerke in das Netz einzubinden und den Abtransport von Energie aus erneuerbaren Quellen, insbesondere durch den Anschluss von Offshore-Windparks, zu ermöglichen. Die Netzanbindung für solche Windparks können Investitionskosten in bis zu dreistelliger Millionenhöhe verursachen. Insgesamt sind bei der Bundesnetzagentur in den Jahren 2008 und 2009 rd. 480 Anträge auf Genehmigung von Investitionsbudgets mit einem Volumen von ca. 13 Mrd. Euro gestellt worden. Der Großteil der beantragten Investitionen entfällt mit insgesamt rund 11 Mrd. Euro auf den Stromsektor. Hier liegt der größte Anteil mit rund 9 Mrd. Euro im Bereich der Übertragungsnetzbetreiber, wobei der Anteil der Offshore-Projekte rund 3 Mrd. Euro beträgt.
    >> bundesnetzagentur.de

    19 November 2009

    Neuer Reaktortyp missachtet internationale Standards

    Greenpeace veröffentlicht Sicherheitsbewertung des EPR
    Pressemitteilung von Greenpeace.de

    Beim neu entwickelten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) will Hersteller Areva zukünftig Softwaresysteme zum Einsatz bringen, die nicht den erforderlichen Standards für sicherheitsrelevante Software bei Atomkraftwerken entsprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Bewertung des Sicherheitsdesigns des EPR im Auftrag von Greenpeace. Bei der Kombination zweier Systeme der Reaktorhersteller Areva und Siemens kann sicherheitsrelevante Software im Ernstfall durch Software für den Normalbetrieb gestört werden. Greenpeace fordert den sofortigen Stopp der Arbeiten am Reaktortyp EPR. Dafür demonstrierten Aktivisten der Umweltschutzorganisation diese Woche mit einem Protestcamp auf Hoher See.

    "Das gesamte Sicherheitsdesign verletzt fundamentale Prinzipien der nuklearen Sicherheit, sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte bei Greenpeace. Hersteller eines Atomkraftwerkes, die eine derartige Fehlkonstruktion erstellen, beweisen eine gemeingefährliche Unkenntnis und dürfen keine Atomkraftwerke bauen.

    Die Grundprinzipien der Sicherheitstechnik bei Atomkraftwerken sehen eine klare Trennung zwischen der Betriebsleittechnik für den normalen Betrieb und der Sicherheitstechnik zum Schutz der Anlage vor Unfällen vor. Auch werden verschiedene Sicherheitsebenen unterschieden. Eine höhere, sicherheitstechnisch relevantere, darf nicht durch eine weniger sicherheitsrelevante Ebene gestört werden. Genau dies kann bei den im EPR vorgesehenen Softwaresystemen Teleperm XS von Areva und SPPA-T2000 von Siemens passieren. Um diesen eklatanten Verstoß gegen die Grundprinzipien zu verschleiern, errechnet Areva in einer einfachen Multiplikation einen völlig unrealistischen Wert für die Ausfallsicherheit des Gesamtsystems.

    Die von Areva angegebene Zuverlässigkeit der Software basiert auf falschen Berechnungen. Die Ausfallsicherheiten bei der Kombination dieser beiden Systeme werden von den Herstellern nach einer Methode berechnet, die unter dem Niveau eines Erstsemesters liegt, sagt Smital. Das EPR-Design kann so von keiner Atomaufsichtsbehörde akzeptiert werden. Diese grundlegenden Mängel machen den EPR schon jetzt zu einem der gefährlichsten Reaktoren der Welt.

    Beim Bau des EPR-Prototypen Olkiluoto 3 hat es nach Angaben der finnischen Atomaufsicht STUK schon mehr als 3000 Fehler gegeben. Dazu gehören fehlerhafter Beton, unsachgemäße Schweißarbeiten am Containment und erhebliche Mängel im Qualitätsmanagement. Mit der eigentlich für Mai 2009 vorgesehenen Inbetriebnahme des Reaktors ist nach Angaben von Areva nicht vor 2012 zu rechnen.

    Mit einem dreitägigen Protestcamp an Bord des Frachters Happy Ranger haben Greenpeace-Aktivisten für einen Baustopp in Olkiluoto demonstriert. Der Frachter transportierte die Dampferzeuger für das Kraftwerk. Nachdem die Happy Ranger am Mittwoch im finnischen Rauma angelegt hatte, verließen die Aktivisten das Schiff.

    17 November 2009

    Protest auf Hoher See ausgeweitet

    Greenpeace-Aktivisten errichten Anti-Atom-Camp auf Frachter für Atomtechnologie
    Pressemitteilung von Greenpeace.de



    Nach einem erneuten Schlauchbooteinsatz vor der schwedischen Küste befinden sich seit heute Mittag insgesamt acht Greenpeace-Aktivisten auf dem Frachter Happy Ranger. Sie protestieren gegen den Transport der Dampferzeuger zur Baustelle des Atomkraftwerks im finnischen Olkiluoto. Dort errichten Areva und Siemens den Prototypen des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR). Gestern hatten auf der Ostsee vor Fehmarn sechs Aktivisten, darunter drei Deutsche, den Schwerlastfrachter erklettert und an Bord ein Protestcamp errichtet. Die Aktivisten fordern den Stopp der Arbeiten am EPR.

    Areva bezeichnete in einer ersten Stellungnahme zur Greenpeace-Aktion den Bau neuer Atomkraftwerke als Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Die Antwort von Areva ist der blanke Hohn, sagt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. Atomkraft ist keine Lösung sondern ein Problem beim Klimaschutz. Mit dem gleichen Geld, investiert in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, könnten etwa zehnmal größere CO2-Einspareffekte erzielt werden. Wenn sie nicht möglichst viele EPR verkaufen, bleibt Areva auf den immensen Verlusten aus Olkiluoto sitzen. Die Atomfirmen sehen die Klimakonferenz in Kopenhagen anscheinend nur als Verkaufsveranstaltung für ihre überteuerte und risikoreiche Atomtechnologie.

    Der Start von Olkiluoto 3, einem Gemeinschaftsprojekt von Areva und Siemens, war vier Jahre nach Baubeginn im Mai 2009 geplant. Areva rechnet nun mit der Inbetriebnahme nicht vor 2012. Die Kosten für den EPR sind in der Zwischenzeit von rund 3 auf 5,5 Milliarden Euro gestiegen.

    Wer Atomkraft als Rezept für den weltweiten Klimaschutz anpreist, handelt so, als würde er einem Übergewichtigen das Rauchen als Therapie gegen Fettleibigkeit empfehlen, so Böhling.

    Im Weltenergieszenario von 2009 der Internationalen Energie Agentur spielt die Atomkraft in Zukunft keine relevante Rolle beim Klimaschutz. Hiernach gäbe es nur minimale Klimaschutzeffekte, selbst wenn bis zum Jahr 2030 etwa 380 neue AKW weltweit ans Netz gingen, also jeden Monat eins. Der Anteil der Atomkraft am Energiemix würde gleichzeitig durch die Alterung des Bestandes weiter abnehmen. Solche Ausbauszenarien widersprechen auch der realen Entwicklung, in der weltweit seit fast zwei Jahren kein einziges Atomkraftwerk mehr ans Netz gegangen ist.

    Der Frachter Happy Ranger transportiert zurzeit die vier Dampferzeuger für den Reaktorneubau Olkiluoto 3 von Frankreich zum finnischen Hafen Rauma, in der Nähe von Olkiluoto. Dort wird die Happy Ranger am Mittwochabend erwartet.