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23 Mai 2006

Grundwasser in der Normandie radioaktiv verseucht

Greenpeace legt neuen Bericht zur Verstrahlung in La Hague vor
La Hague, 23.05.2006, veröffentlicht von Sigrid Totz

Eine Halde mit radioaktivem Atommüll auch aus Deutschland verseucht Grundwasser in der Normandie in Frankreich. Das französische Labor ACRO legte heute in der Normandie im Auftrag von Greenpeace einen Bericht über die radioaktive Situation um die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in der Normandie vor. Die Wasserproben weisen Tritiumwerte von 750 Becquerel pro Liter auf und übersteigen damit die europäischen Grenzwerte von 100 Becquerel pro Liter für die radioaktive Belastung von Wasser um mehr als das Siebenfache. Das Wasser wird durch die CSM-Abfallhalde (Centre Stockage de la Manche) für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll belastet und von den ortsansässigen Bauern zum Tränken ihrer Tiere benutzt.

Die Lage am Standort La Hague ist katastrophal. Hier wird offenbar, dass Staat und Atomindustrie nicht einmal in der Lage sind, schwach- und mittelradioaktiven Atommüll sicher zu lagern, geschweige denn hochradiaktiven, sagt Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace. Auf der Halde liegt auch deutscher Atommüll. Insofern trägt Deutschland Mitverantwortung für die radioaktive Belastung der Normandie.

In den Grundwasser führenden Schichten unter landwirtschaftlich genutzter Fläche in der Nähe der Abfallhalde liegt die durchschnittliche radioaktive Belastung bei 9.000 Becquerel pro Liter. Zurzeit wird hauptsächlich radioaktives Tritium gefunden. Tritium verursacht genetische Schäden und erhöht das Krebsrisiko. Tritium wird in Wassermoleküle eingebaut. Wo heute Tritium gefunden wird, werden sich künftig auch andere gefährliche Stoffe wie Strontium 90 ausbreiten. Strontium 90 reichert sich in Knochen an und kann dort Krebs verursachen.

Vor mehr als 30 Jahren wurde der französischen Öffentlichkeit versichert, dass die Wahl des Standortes der CSM-Abfallhalde aufgrund von intensiven geologischen und hydrologischen Untersuchungen getroffen wurde. Heute stellen wir nüchtern fest, dass die Radioaktivität sich nicht beherrschbar ausbreitet, so Breuer. In Deutschland versuche die Atomindustrie wider besseres Wissen der deutschen Bevölkerung weiszumachen, dass man Atommüll sicher in Gorleben und im Schacht Konrad lagern könne.

Zwischen 1967 und 1994 wurden über eine Million Container mit 527.000 Kubikmetern schwach- und mittelradioaktiven Atommüll auf die CSM-Müllhalde gekippt. Der größte Teil des radioaktiven Abfalls stammt aus Frankreich. Etwa zehn Prozent des radioaktiven Mülls stammen unter anderem aus Deutschland. Seit der Schließung der Müllkippe in der Normandie 1994 wird der Atommüll nach Ostfrankreich verbracht. Greenpeace fordert, Atomkraftwerke so schnell wie technisch möglich abzuschalten und die Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennstäben, wie sie in La Hague stattfindet, weltweit zu stoppen. Die Atommüllkrise in Frankreich, wo immer noch deutscher Atommüll aufgearbeitet und gelagert wird, zeigt, dass von der Bundesregierung dringend eine alternative Endlagersuche gestartet werden muss.

13 Januar 2005

Atomexperte in deutsch-französische Kommission berufen

Trittin: Interessen der Region kompetent vertreten
Pressemitteilung bmu.de

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat heute mit Christian Küppers vom Öko-Institut Freiburg-Darmstadt einen ausgewiesenen Fachmann auf den Gebieten Reaktorsicherheit und Strahlenschutz in die deutsche Delegation der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Anlagen (DFK) berufen. "Die Situation des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim hat in den grenznahen Gemeinden der Region Südbaden immer wieder zu großer Beunruhigung geführt. Dies wurde durch das Erdbeben im Dezember des vergangenen Jahres noch einmal verstärkt. Mit der Berufung von Christian Küppers werden die Interessen der Region zusätzlich durch eine kompetente Fachperson vertreten", sagte Trittin.

Christian Küppers wurde auf Vermittlung der Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae durch den Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon als zusätzliches Mitglied der DFK vorgeschlagen. Bundesumweltminister Jürgen Trittin ist diesem Wunsch mit der heutigen Berufung gerne nachgekommen. "Christian Küppers war bereits früher Mitglied einer Kontrollkommission des Atomkraftwerks Fessenheim und hat sich zur Übernahme der Aufgabe bereit erklärt", so Trittin.

Die DFK wurde 1976 durch eine Vereinbarung zwischen dem französischen Industrieminister und dem damals zuständigen Bundesinnenminister eingerichtet, um den Gesprächen zwischen deutschen und französischen Sicherheitsbehörden einen formalen Rahmen zu geben. Die DFK erhielt den Auftrag, gegenseitig Informationen zu Fragen der Sicherheit und des Strahlenschutzes sowie über besondere Vorkommnisse und die Notfallschutzplanung auszutauschen. Dies betrifft insbesondere die grenznahen Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom auf französischer sowie Neckarwestheim und Philippsburg auf deutscher Seite.

Die DFK tagt einmal jährlich, die Sitzungen finden abwechselnd in der Bundesrepublik und in Frankreich statt. Neben Vertretern des Bundes (Bundesumweltministerium, Auswärtiges Amt) nehmen auf deutscher Seite in der DFK auch Vertreter der Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden der angrenzenden Länder Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Saarland sowie hinzugezogene Sachverständige teil.

07 November 2004

Greenpeace-Jugendliche in Aktion: Regenbogen gegen Castor

Splietau, 07.11.2004, veröffentlicht von Greenpeace Redaktion

Ein Zeichen des Protestes gegen den bevorstehenden Castor-Transport haben heute morgen im Wendland über 60 Greenpeace-Jugendliche aus vier Ländern mit einem sechs mal drei Meter großen Regenbogen gesetzt. Der Regenbogen aus Stoff symbolisiert das Tor zur Zukunft der jungen Generation. Er steht in Splietau an einer der möglichen Strecken, auf der die Castoren mit Atommüll in den nächsten Tagen aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben transportiert werden.

Mit einem großen Schild Durchfahrt für Castoren verboten! zeigen die Jugendlichen, dass Atomkraft und die damit verbundenen Transporte keinen Platz in ihrer Zukunft finden. Stattdessen sind hinter dem Regenbogentor 60 selbst gebaute Kraftwerke der Hoffnung aufgestellt. Die Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke stehen für die Zukunft, die sich die Jugendlichen wünschen: eine Zukunft aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Wir wollen unsere Zukunft nämlich nicht in Strahlenanzügen verbringen müssen, sagt die 16-jährige Julia Lingenfelder aus Köln.

Die Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich, den USA und der Schweiz beteiligen sich an der internationalen Greenpeace-Jugendkampagne SolarGeneration, die sich weltweit für eine saubere und sichere Energieversorgung mit Sonne, Wind und Wasser einsetzt. Zuhause in den USA sind wir mit dem gleichen ungelösten Entsorgungsproblem für radioaktiven Müll konfrontiert, sagt der 21-jährige Henry Steinberg aus Washington D.C./USA. Gorleben ist überall. Deshalb sind wir hierher ins Wendland gekommen, um den Menschen unsere Solidarität zu zeigen. Radioaktivität macht vor keiner Grenze halt. Die jungen Umweltschützer fordern Politiker aus aller Welt und insbesondere die Bundesregierung auf, die Atommüll-Transporte sofort zu beenden und nicht länger an ungeeigneten Endlagern festzuhalten.

Der Salzstock Gorleben hat Kontakt zum Grundwasser und ist somit kein sicherer Platz für hochradioaktiven Müll. Die zwölf Castoren, die zurzeit nach Gorleben unterwegs sind, werden erst einmal in einer oberirdischen Halle für 40 Jahre zwischengelagert. Mit jedem Castor, der zusätzlich ins Wendland gelangt, wird ein Endlager Gorleben wahrscheinlicher, erklärt Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace. Greenpeace fordert deshalb die Bundesregierung auf, endlich nach einem geeigneteren Endlager für Atommüll an einem anderen Standort zu suchen. Nichtstun ist verantwortungslos, so Breuer. Die Suppe, die uns Atomkonzerne und Politiker heute einbrocken, müssen nachfolgende Generationen morgen auslöffeln.

Und genau das wollen wir nicht, sagt Julia. Wir Jugendlichen sind schließlich nicht das Endlager für die Probleme, die die Erwachsenen heute nicht in den Griff bekommen.

05 Oktober 2004

Greenpeace-Protest gegen Plutoniumtransport aus den USA nach Frankreich

Korrigierte Presseerklärung Hamburg/Cherbourg, 05.10.2004, veröffentlicht von Greenpeace Redaktion

Heute in den Morgenstunden demonstrieren Greenpeace-Aktivisten auf der Straße von Cherbourg nach La Hague gegen den bevorstehenden Plutoniumtransport aus den USA. Sie stellten einen LKW auf einer Brücke quer und ketteten sich dann unter dem Fahrzeug an.

Auf den Bannern steht Stop Plutonium. Damit protestieren die Umweltschützer gegen den Transport von 140 Kilogramm waffenfähigem Plutonium aus den USA, das in Frankreich zu Brennstoff für Atomkraftwerke verarbeitet werden soll.

Diese Transporte sind gefährlich und überflüssig, so Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace. Plutonium ist einer der gefährlichsten Stoffe, die der Mensch jemals entwickelt hat. Die Menge, die hier Tausende Kilometer übers Meer geschippert wird, reicht aus, um mehr als 25 Atombomben zu bauen.

Das Plutonium stammt aus einer Militäranlage in New Mexico und ist ein Überbleibsel aus den Zeiten des Kalten Krieges. In Frankreich soll das ehemalige Bombenmaterial von der Firma Areva zu Plutonium-Uran-Mischoxidbrennstoff (MOX-Brennstoff) verarbeitet werden. Anschließend geht das Plutonium zurück in die USA als Brennstab. Dieses französisch-amerikanische Plutoniumgeschäft ist Teil eines aktuellen Plans der US-Regierung, insgesamt rund 30 Tonnen überschüssiges Plutonium aus der militärischen Nutzung zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken zu verwenden. Das würde den Einstieg der USA in die kommerzielle Plutoniumnutzung bedeuten.

Diesen Einstieg in die Plutoniumwirtschaft als Entsorgung zu verkaufen ist absurd. MOX-Brennelemente bringen keine Sicherheit, sondern zusätzliche Risiken. Mit jeder Bewegung von Plutonium erhöht sich die Gefahr, dass das Material in falsche Hände gerät., kritisiert Breuer. Nach Ansicht der Umweltschützer sollte das gefährliche Material für den Bombenbau besser mit hochradioaktivem Atommüll zusammen immobilisiert werden. Immobilisierung bedeutet im Kern, das Plutonium mit hochradioaktiven Müll zu vermischen und somit militärischen Missbrauch massiv zu erschweren.

In den nächsten Monaten stehen weitere Plutoniumtransporte nach Frankreich an. Denn die Bundesregierung und RWE wollen 1,6 Tonnen Plutonium aus Hanau zu MOX-Brennstoff verarbeiten lassen - trotz des verkündeten Stopps der Wiederaufarbeitung. Eine Lücke im deutschen Atomgesetz macht dies möglich. Das ist scheinheilig und gefährdet die Umwelt, so Breuer.

16 Juni 2004

Rot-Grün will 1,5 Tonnen Plutonium nach Frankreich verschieben

Greenpeace entsetzt über neue Verträge mit Wiederaufarbeitungsanlage La Hague

Hamburg, 16.06.2004, veröffentlicht von Greenpeace Redaktion
Nach dem gescheiterten Export der Hanauer Mox-Fabrik nach China riskiert Rot-Grün jetzt erneut die Glaubwürdigkeit der Atompolitik. Heute gab das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter bekannt, dass Plutonium aus den Schnellen Brütern Kalkar und Karlsruhe nach Frankreich in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague exportiert werden soll. Das widerspricht dem Plan der rot-grünen Regierung aus dieser gefährlichen Technik so schnell wie möglich auszusteigen.

Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse: Rot-Grün ist angetreten, um die verseuchende Wiederaufarbeitung endlich zu beenden - und jetzt werden neue Verträge abgesegnet. Das ist unverantwortlich. Deutschland darf seine Atommüll-Entsorgungsprobleme nicht auf Kosten Frankreichs lösen. Und es ist klar, warum diese Neuigkeit erst nach dem Wahlsonntag verbreitet wird - das hätte die Grünen letzte Woche massiv Wähler gekostet - nicht nur in Deutschland.

Auf dem Siemens-Gelände in Hanau lagert das Bundesamt für Strahlenschutz in der so genannten staatlichen Verwahrung insgesamt mehr als 1,5 Tonnen Plutonium. Die jetzige Entscheidung zur Wiederaufarbeitung bedeutet, dass dieses Strahlenmaterial wieder in den Plutonium-Kreislauf eingeschleust wird. Greenpeace setzt sich seit Jahren gegen Atommüllexporte zur Wiederaufarbeitung ein. In der Region um La Hague wurde bei Kindern und Jugendlichen eine um das Dreifache erhöhte Leukämierate festgestellt.

Anstatt deutsches Plutonium hin- und herzuschieben, muss der Plutoniumkreislauf endlich durchbrochen werden, fordert Susanne Ochse. Das Plutonium muss in Hanau bleiben, als Abfall deklariert und in Deutschland entsorgt werden. Als Alternative zu Wiederaufarbeitung und Mischoxid-Elementen aus Uran und Plutonium hatte die rot-grüne Landesregierung in Hamburg in den 90er Jahren das Konzept der Plutoniumverarbeitung in so genannte Lagerstäbe mit anschließender Endlagerung entwickelt.

Bei dem Atommüll handelt es sich um 205 unbestrahlte Brennelemente des RWE-Konzerns, die für den Schnellen Brüter in Kalkar bestimmt waren, sowie kleinere Plutoniumbestände, die vom Versuchsbrüter KNK II des staatlichen Kernforschungszentrums Karlsruhe (FZK) stammen. Pikant: Dieses Plutonium gehört Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD).

10 September 2003

Frankreich: AKW-Cattenom will radioaktive Abwasser in Mosel einleiten

Bundesumweltministerium: Unterlagen zu Cattenom schnellstmöglich in Deutschland auslegen
Pressemitteilung BMU.de

Die französischen Behörden haben Ende letzter Woche das Bundesumweltministerium darüber informiert, dass der Betreiber des französischen Atomkraftwerkes Cattenom eine neue Genehmigung für radioaktive Ableitungen in die Mosel beantragt hat. Die Unterlagen über diese Pläne sollen schnellstmöglich für die deutsche Bevölkerung in der Grenzregion ausgelegt werden. Dafür setzt sich das Bundesumweltministerium bei den Ländern Rheinland-Pfalz und Saarland ein. Der Bund hat mit den französischen Behörden vereinbart, dass bis Mitte Oktober Einwendungen und Stellungnahmen abgegeben werden können.

Nach Angaben der französischen Seite sollen die bisherigen Genehmigungswerte für die Ableitung von radioaktiven Stoffen ins Moselwasser mit Ausnahme von Tritium reduziert werden. Der Ableitungswert für Tritium soll zunächst bestehen bleiben, vorsorglich wird für eine ab 2006 vorgesehene andere Betriebsweise der Brennelemente ein Antrag auf Erhöhung der Ableitungswerte für Tritium gestellt.

Die deutsche Beteiligung erfolgt im Rahmen einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Die Unterlagen werden bereits seit August 2003 auf französischer Seite in der Umgebung der Anlage zur Einsicht der Bevölkerung ausgelegt. Da die Unterlagen versehentlich erst am 5. September im Bundesumweltministerium eingegangen sind, wurde mit der französischen Seite Einvernehmen erzielt, dass die deutsche Seite bis Mitte Oktober zu dem Vorhaben Stellung nehmen kann. Dies erlaubt es, dass auch in Deutschland die Bürger in angemessenem Umfang beteiligt werden können. Das Bundesumweltministerium nimmt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Ableitung von radioaktiven Stoffen in die Mosel sehr ernst.

Deshalb hat das Bundesumweltministerium die Strahlenschutzkommission gebeten, die französischen Genehmigungsunterlagen fachlich zu prüfen. Die SSK soll insbesondere eine Stellungnahme zu dem beantragten höheren Tritiumwert abgeben.

30 Mai 2003

Karlspreis für Atom-Lobbyisten - Umweltverbände kritisieren Auszeichnung von Valéry Giscard d’Estaing

Umweltverbände kritisieren anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen an Valéry Giscard d’Estaing dessen Interessenpolitik im europäischen Konvent. Der Präsident des Konvents vertrete einseitig die Interessen der Atom-Lobby und wolle die Förderung der Atomkraft in der neuen EU-Verfassung verankern.

Britta Steffenhagen, Energieexpertin des DNR: „Mit seinen Atom-Plänen stellt sich Giscard d’Estaing gegen den Willen der Mehrheit der EU-Bürger und zementiert eine rückwärtsgewandte Technologie. Und dies in einer Verfassung, die zukunftsweisend für alle EU-Bürger gelten soll".

Die Mehrheit der derzeitigen EU-Mitgliedstaaten wollen aus der risikoreichen Atomenergie aussteigen oder kommen bereits ohne sie aus. Auch Deutschland und sein Nachbarland Belgien haben Ausstiegsbeschlüsse gefasst. Nur Frankreich, Finnland, Spanien und England halten die Atomenergie noch für förderungswürdig. Der Vorschlag von Giscard d’Estaing sieht vor, den europäischen Vertrag zur Förderung der Atomkraft (EURATOM) in die neue EU-Verfassung unverändert aufzunehmen. EURATOM wurde vor 45 Jahren als einer der Gründungsverträge der späteren EU verabschiedet und ist seit dem nicht überarbeitet worden. Er unterliegt weder parlamentarischer Kontrolle noch den europäischen Binnenmarktregeln.

Jan Kowalzik, EU-Experte des BUND: „Giscard d’Estaing hält an seinen Atom-Plänen fest, obwohl sich bereits verschiedene Konventsmitglieder dagegen ausgesprochen haben. Auch in anderen Fragen des Verfassungsprozesses hat er versucht, demokratische Meinungsbildung zu unterbinden. Die Geschäftsordnung wollte er alleine festlegen, Arbeitsgruppen hielt er für überflüssig. Zurecht wird er deshalb im Konvent auch „Sonnenkönig" genannt".

Die Umweltverbände fordern, dass die ökonomische Privilegierung der Atomenergie abgeschafft wird und der EURATOM-Vertrag spätestens im Jahre 2007 ausläuft.

Europa solle sich in seiner Verfassung für eine zukunftsfähige Energiepolitik mit rationeller Energienutzung und erneuerbaren Energien entscheiden.

Bereits vor drei Wochen riefen die Umweltverbände dazu auf, mit E-Mails an die deutschen Mitglieder des Verfassungskonvents gegen die Förderung der Atomkraft zu protestieren, bisher haben sich rund 2000 Menschen an der Aktion beteiligt. In Aachen wollen sie Giscard d’Estaing als Zeichen ihres Protests ein goldenes Mini-AKW übergeben.

Getragen wird die Protest-Aktion vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Deutscher Naturschutzring (DNR), Germanwatch, Greenpeace, GRÜNE LIGA, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Naturschutzbund Deutschland (NABU), ROBIN WOOD, urgewald.