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01 Oktober 2012

AKWs in Europa unsicher, BUND: Atomausstieg beschleunigen

Brüssel/Berlin 1.10.2012 BUND-Presseerklärung: Aufgrund des heute bekannt gewordenen schlechten Abschneidens auch deutscher Atomkraftwerke beim Stresstest der EU-Kommission hat der BUND eine deutliche Beschleunigung der Energiewende gefordert. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Der Stresstest hat schon nach einer oberflächlichen und wenig kritischen Analyse deutliche Sicherheitsdefizite in Europas Atomkraftwerken sichtbar gemacht. Die Summe von bis zu 25 Milliarden Euro, die zu deren Beseitigung notwendig wäre, zeigt, dass es auch ökonomisch unsinnig ist, Atomkraftwerke am Netz zu lassen. Stattdessen muss der schnelle Atomausstieg wieder das Hauptziel der Energiewende werden." Atomkraftwerke umfangreich baulich nachzurüsten sei keine erfolgsversprechende Option. "Nachrüstungen der Atomkraftwerke sind teuer und ihr Effekt auf die Sicherheit fragwürdig. Echte Sicherheit kann nur die Abschaltung eines AKW bringen", so Weiger. "Ziel muss sein, das atomare Risiko so schnell wie möglich zu beenden. Wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland erfolgreicher als geplant läuft, sollte die Bundesregierung dies nicht bremsen, sondern dadurch den Atomausstieg beschleunigen." Die noch laufenden deutschen Atomkraftwerke wiesen laut EU-Kommission Sicherheitsmängel vor allem bei den Erdbebenfrühwarnsystemen auf. Der BUND-Vorsitzende kritisierte, dass der fehlende Schutz der Meiler vor Terroranschlägen bei dem Stresstest völlig vernachlässigt worden sei.

30 Mai 2011

BUND: Atomausstieg bis 2022 ist kein Konsens mit den Umweltverbänden

Merkel stilisiert sich als "Mutter Teresa der Energiewende". Der versprochene schnellstmögliche Atomausstieg wurde vertagt
Pressemitteilung Bund für Umwelt und Naturschutz

Atomausstieg bis 2022 ist kein Konsens mit den Umweltverbänden. Merkel stilisiert sich als "Mutter Teresa der Energiewende". Der versprochene schnellstmögliche Atomausstieg wurde vertagt

Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in dem Kompromiss der Regierungsparteien für einen Atomausstieg bis 2022 keine akzeptable Antwort auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Die Atomenergie sei ein tägliches, unverantwortbares Risiko für die Bevölkerung und könne viel schneller durch umweltfreundliche und sichere Alternativen ersetzt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe nach Fukushima versprochen, aus der Atomkraft "so schnell wie möglich" auszusteigen. Dieses Versprechen breche sie nun mit einem verzögerten Atomausstieg, wie er bereits vor zehn Jahren von Rot-Grün beschlossen worden sei. Der schwarz-gelbe Atomkompromiss ignoriere zudem die Aussage der Ethik-Kommission, ein endgültiger Atomausstieg sei auch weit vor 2022 machbar.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Angela Merkel inszeniert sich als Mutter Teresa der Energiewende. Sie setzt weiter auf eine Verschleppung des Atomausstiegs bis 2022. Immer noch gibt es Hintertüren, die ein Rollback beim Atomausstieg ermöglichen. Wenn einer der alten und störanfälligen Atommeiler weiter in Reserve gehalten werden soll, ist dies nicht nur inkonsequent, es ist auch ein viel zu großes Risiko."

Alle deutschen Atomkraftwerke hätten gravierende Sicherheitsprobleme. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, alle Reaktoren ohne Wenn und Aber und ohne Verzögerungen vom Netz zu nehmen. Weiger: "Es wird keine Stromausfälle und es wird keine Importe von Atomstrom geben. Jede Hintertür für den endgültigen und sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie ist Gift für die dringend erforderliche Energiewende."

Den Energiekonzernen dürfe auf keinen Fall ermöglicht werden, den Atomausstieg zu verschleppen und Abschaltdaten zu verschieben. Weiger forderte deshalb eindeutige und verbindliche Abschaltdaten für jeden Atommeiler. Nur dann gebe es die Investitionssicherheit, die der deutsche Energiesektor dringend benötige. Deutschland könne ein Modell für andere Staaten sein, wenn es auf die gefährliche Atomenergie verzichte. Eine Neuorientierung der Bundesregierung in Sachen Energiepolitik sei nur glaubhaft, wenn der Atomausstieg einem schnellen und klaren Fahrplan folge.

>> Diskussion

12 April 2011

BUND legt "Maßnahmenkatalog zum Sofortausstieg aus der Atomenergie" vor

Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich ihrer für kommenden Freitag anberaumten Konferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, endlich die richtigen Entscheidungen für eine beschleunigte Energiewende zu treffen. Lediglich einige der ältesten und gefährlichsten Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten und andere Risikomeiler weiterlaufen zu lassen, wäre die falsche Antwort auf die atomare Katastrophe in Japan.

"Die von Kanzlerin Merkel im Herbst 2010 beschworene 'Energie-Revolution' mit längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke ist mit Fukushima endgültig gescheitert. Deutschland muss und kann sich sofort und endgültig von der Atomenergie verabschieden. Jetzt muss eine tatsächliche Revolution her, die sich den entschlossenen Ausbau erneuerbarer Energien, weit mehr Energieeffizienz als heute und eine Welt ohne Atomkraft als Ziele setzt", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Mit deutlich mehr Effizienz im Energiesektor und einer Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien ließen sich alle Atomkraftwerke in Deutschland sehr schnell ersetzen. Priorität haben müssten die drastische Verringerung des Stromverbrauchs in Industrie und Haushalten sowie der schnelle Ausbau der Energieerzeugung in Gaskraftwerken, die dabei möglichst mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten sollten.

Thorben Becker, BUND-Energieexperte: "Der Ausstieg aus der Atomenergie ist keine Zauberei. Erforderlich ist vor allem schnelles und entschlossenes Handeln. Wenn klar ist, dass die Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet werden, wenn der Bau neuer Kohlekraftwerke verboten und die Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen stärker gefördert wird, dann gibt es einen Neubauboom effizienter Gas-Kraftwerke. Und wenn die Bundesregierung noch zusätzlich milliardenschwere Programme auflegt, die zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende führen, dann ist der Atomausstieg da."

Dem von Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle erstellten 6-Punkte-Energiekonzept der Bundesregierung bescheinigt BUND-Experte Becker große Lücken. Ausgerechnet das entscheidende Thema einer drastischen Verringerung des Stromverbrauchs werde darin vernachlässigt. Dringend erforderlich sei ein Energiespar-Sofortprogramm inklusive der Installierung eines Energie-Effizienzfonds, der jährlich mit einer Milliarde Euro ausgestattet werden sollte. Mindestens ein Atomkraftwerk pro Jahr könne mit einem solchen Programm "weggespart" werden. Benötigt werde auch ein bundesweites Stromeffizienz- und Einsparprogramm für Haushalte und Gewerbe inklusive von "Abwrackprämien" für ineffiziente Geräte.

  • BUND-Hintergrundpapier "Maßnahmenkatalog zum Sofortausstieg aus der Atomenergie"
  • 01 April 2011

    BUND ruft RWE-Stromkunden zum Anbieterwechsel auf

    Klage gegen Biblis-Abschaltung zeigt: RWE-Manager ignorieren Fukushima-Gau

    Berlin: Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist die heute vom Energiekonzern Rheinisch-Westfälische Energiewerks AG (RWE) beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel eingereichte Klage gegen die Abschaltung des Atommeilers Biblis A ein Zeichen, dass "RWE wild entschlossen ist, die Augen vor den Folgen des Fukushima-Gaus zu verschließen". "Vor Fukushima hat RWE-Chef Jürgen Großmann mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Verlängerung der AKW-Laufzeiten ausgekungelt. Jetzt lässt er seine Anwälte gegen das AKW-Moratorium klagen und zeigt damit, dass er die Ängste der Bevölkerung vor der Atomenergie nicht ernst nimmt", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

    Einen der ältesten und unsichersten Reaktoren in Deutschland per Klage wieder ans Netz zwingen zu wollen sei eine Unverschämtheit, sagte Weiger. Dies zeige einmal mehr, dass RWE seine Gewinninteressen gnadenlos vor die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung stelle. Die große Mehrheit der Bevölkerung wolle den Atomausstieg. Wenn RWE dies weiter ignoriere, müsse die Bundesregierung den Atomausstieg per Gesetz gegen die Stromkonzerne durchsetzen.

    Der BUND sieht am Atomkraftwerksstandort Biblis in Hessen eine ganze Reihe von Sicherheitsdefiziten. Beispielsweise könne Biblis A wie Biblis B abstürzenden Passagierflugzeugen nicht standhalten. Die von der hessischen Landesregierung angekündigten Nachrüstungsmaßnahmen für Biblis seien ebenfalls unzureichend. Zudem solle der Weiterbetrieb der Biblis-Meiler auch ohne separate Notstandswarte weiter erlaubt sein. Diese sei jedoch unerlässlich, um Reaktoren bei einem Störfall überhaupt noch bedienen zu können.

    Unzureichend und unrealistisch seien auch die Notfallpläne des Atomkraftwerks Biblis. Bei einem Störfall gingen RWE und die Behörden in Hessen von einem Evakuierungsradius von lediglich zehn Kilometern aus. "Je nach Windrichtung können jedoch Gebiete bis zu 600 Kilometer entfernt von Biblis vom radioaktiven "fallout" betroffen sein", sagte der BUND-Vorsitzende Weiger. Er berief sich dabei auf eine Studie des Öko-Instituts von 2007.

    Der BUND ruft alle RWE-Kunden auf, bei RWE zu kündigen und zu einem Ökostromanbieter zu wechseln. "Die RWE-Manager haben offensichtlich nichts verstanden, zeigen Sie RWE deshalb die Rote Karte", sagte Weiger.

    31 März 2011

    BUND: Röttgen darf Debatte um AKW-Sicherheit nicht auf technische Fragen verengen

    Atomenergie verstößt gegen Grundgesetz. Klagen von Eon, RWE, Vattenfall und EnBW zurückweisen


    Berlin: "Bundesumweltminister Norbert Röttgen darf sich nicht daran beteiligen, die Sicherheitsrisiken der deutschen Atomkraftwerke auf technische Detailfragen zu reduzieren. AKW-Sicherheitschecks auf ihre Anfälligkeit gegenüber Erdbeben, Hochwasser, Terrorattacken oder Flugzeugabstürzen werden nichts daran ändern, dass die Atomkraft eine Technologie mit inakzeptablen Risiken ist. Der Betrieb von Atomkraftwerken verstößt gegen das Grundgesetz, sie müssen alle stillgelegt werden, schnellstmöglich", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu den heute von der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) vorgeschlagenen Kriterien zur Überprüfung der deutschen Atomkraftwerke.

    Der BUND-Vorsitzende forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, dem wachsenden Druck der Atomkraftbefürworter und der AKW-Betreiber standzuhalten. Röttgen und Merkel müssten mögliche Schadenersatzklagen von Seiten der Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall oder EnBW unter Berufung auf das "Kalkar-Urteil" des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) von 1978 klar zurückweisen. Das "Kalkar-Urteil" verlange ausdrücklich die umfassende Berücksichtigung aller, insbesondere aller neuen Erkenntnisse zu den Risiken der Atomenergienutzung. Der Fukushima-GAU habe zu solchen Erkenntnissen geführt. "Die beste Antwort der Bundesregierung auf die Drohgebärden der Stromkonzerne gegen das AKW-Moratorium ist die schnelle und endgültige Stilllegung der Anlagen", sagte Weiger.

    Auch in Deutschland seien Ausfälle an Notstromaggregaten und andere schwer oder unbeherrschbare Störfälle jederzeit möglich. Die Atomkraft gefährde damit das verfassungsmäßige Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit der Bevölkerung. Spätestens seit den Ereignissen in Japan sei die Atomenergie deshalb grundgesetzwidrig.

    "1978 hat das Bundesverfassungsgericht der Atomkraft bescheinigt, gerade noch solange verfassungskonform zu sein, wie ihr Gefährdungspotenzial lediglich vorstellbar ist. Fukushima hat gezeigt, dass ein Atom-GAU nicht länger Phantasie ist. Die Katastrophe ist eingetreten, leider. Und das bekanntlich nicht zum ersten Mal. Das Restrisiko wird wieder eintreten. Die Atomkraft steckt voller Risiken und Restrisiken und verstößt damit gegen das Grundgesetz", sagte Weiger.

    Der Gesetzgeber sei verpflichtet, die AKW-Betriebsgenehmigungen sofort zu widerrufen und den Beschluss zum endgültigen und schnellstmöglichen Atomausstieg zu fassen, so der BUND-Vorsitzende. Das geeignete Instrument dafür sei ein Atom-Sofortausstiegsgesetz. Eine sichere Energieversorgung könne über mehr Energie-Effizienz und mit dem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien gewährleistet werden.

    13 Januar 2010

    BUND gegen voreilige Schließung von Asse

    Keine voreilige Entscheidung zum Atommülllager Asse. Zu viele offene Fragen zu Inventar und Zustand des Bergwerks
    Presseerklärung www.BUND.org Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat davor gewarnt, sich voreilig auf eine bestimmte Option zur Zukunft des Atommüllendlagers Asse in Niedersachsen festzulegen. Die bisherigen Erkenntnisse über das eingelagerte radioaktive Inventar in dem ehemaligen Bergwerk und über den Zustand des Salzstocks ließen die Entscheidung für eine der drei untersuchten Schließungsvarianten nicht zu. Der Vergleich der verschiedenen Optionen zeige vor allem, dass alle diskutierten Varianten große Probleme mit sich brächten. Um mögliche Risiken für die Anwohner in der Region um Wolfenbüttel und für die Umwelt zu minimieren, seien weitere Untersuchungen erforderlich.
    Die vermutlich billigste Schließungsvariante, das Einbetonieren des Atommülls mit anschließendem Fluten des Bergwerks, müsse vor allem wegen fehlender Langzeitsicherheit in Frage gestellt werden. Ein Umlagern der Atommüllfässer in neu anzulegende tiefere Stollen im Salzstock gewährleiste nach dem bisherigen Wissensstand ebenfalls keine Langzeitsicherheit. Außerdem wisse man zuwenig über die Verhältnisse in den tieferen Schichten der Asse. Das Herausholen des radioaktiven Abfalls wiederum bedeute enorme Gesundheitsrisiken für die an diesen Arbeiten Beteiligten und für die Bevölkerung im näheren und weiteren Umfeld. Unklar sei auch, wo der Atommüll dann eingelagert werden könne.
    Thorben Becker, Atomexperte des BUND: „Noch immer ist nicht geklärt, was genau die Atomindustrie eigentlich in der Asse eingelagert hat. Ein Fluten des Bergwerks, das Herausholen des Atommülls oder auch das Umverpacken und Umlagern unten im Salzstock bergen jeweils verschiedene Gefahren für Mensch und Umwelt. Deshalb brauchen wir mehr Klarheit, welche Methode des Umgangs mit dieser strahlenden Altlast der Atomindustrie die geringsten Risiken mit sich bringt. Vorschnelle Entscheidungen können uns teuer zu stehen kommen.“
    Es werde zunehmend deutlich, dass es keine überzeugende Lösung zur Schließung der Asse gebe. Dies sei auch als Warnung vor einer Fortsetzung der Atommüllproduktion in Deutschland zu sehen. Der drohende Einsturz des Salzbergwerks Asse weise auch darauf hin, dass es ein Fehler sei, sich ohne ausreichende fachliche Begründung auf den Standort Gorleben für ein Atomendlager festzulegen. Schon in wenigen Jahrzehnten könne es im dortigen Salzbergwerk zu ähnlichen Problemen wie in der Asse kommen. „Die beste Lösung ist und bleibt das Ende der Atommüllproduktion und das Abschalten der Atomkraftwerke“, sagte Becker.
    Der BUND forderte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf, die untersuchten Schließungsvarianten einer weiteren sorgfältigen Prüfung zu unterziehen und die Zwischenergebnisse öffentlich zu diskutieren. Die Bundesregierung müsse bei dem für kommende Woche geplanten Treffen mit Vertretern der großen Stromkonzerne auf deren Beteiligung an den Kosten einer Asse-Schließung dringen.

    22 April 2008

    Höheres AKW-Kinderkrebsrisiko

    Kinderkrebsproblem um deutsche Atomkraftwerke viel dramatischer als bisher bekannt. BUND und IPPNW fordern gemeinsam mit Kinderärzten schnelles Handeln

    Berlin: Wenige Tage vor dem 22. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Ärzteorganisation IPPNW und eine Initiative von mehr als 100 Kinderärzten in einem dringenden Appell an die Bundesregierung Sofortmaßnahmen zur Verhinderung weiterer Kinderkrebserkrankungen im Umfeld deutscher Atomkraftwerke verlangt.

    Die Ende letzten Jahres veröffentlichte Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz habe belegt, dass es im Umfeld deutscher Atomkraftwerke eine deutlich erhöhte Zahl von Kinderkrebserkrankungen gebe. Die Studie zeige auch, dass die Zahl der Krebserkrankungen mit der Nähe des Wohnortes von Säuglingen und Kindern zum AKW ansteigt. Eine bislang unveröffentlichte Qualitätsprüfung der Mainzer Kinderkrebs-Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) von den Professoren Karl-Heinz Jöckel, Eberhard Greiser und Wolfgang Hoffmann durchgeführt wurde, stütze inzwischen dieses Ergebnis. Das Problem sei jedoch weit dramatischer, als von den Autoren der Kinderkrebsstudie kommuniziert. Fast die Hälfte der Kinderkrebserkrankungen im Umkreis von fünf Kilometern um ein Atomkraftwerk gehe darauf zurück, dass sie in der Nähe des AKW aufwuchsen. Im Zeitraum von 1980 bis 2003 erkrankten in Deutschland demnach zwischen 121 und 275 Säuglinge und Kleinkinder zusätzlich an Krebs. Die Autoren der Studie hatten dagegen von höchstens 29 zusätzlichen Fällen gesprochen.

    Die Qualitätsprüfung bewertet außerdem den kausalen Zusammenhang zwischen der AKW-Strahlung und den Kinderkrebsfällen neu. Die radioaktiven Emissionen aus den Atomanlagen könnten keineswegs als Erklärung für das erhöhte Krebsrisiko bei Säuglingen und Kleinkindern in ihrer Nähe ausgeschlossen werden. Sie stellten im Gegenteil die bislang plausibelste Erklärung dar.

    Angelika Claußen, Vorsitzende der IPPNW: „Der Zusammenhang zwischen Atomkraftwerken und Kinderkrebsfällen darf nicht länger geleugnet werden. Die Kinderkrebsstudie hat die Entfernung des Wohnortes der Kinder zum AKW ersatzweise als Bezugsgröße für die anzunehmende radioaktive Belastung angesetzt. Das Ergebnis der Studie stützt nun klar die Hypothese, dass die radioaktive Belastung mit der Nähe zum Reaktor steigt. Berücksichtigt man die wissenschaftlichen Hinweise über die besonders hohe Strahlenempfindlichkeit ungeborenen Lebens, von Säuglingen und Kleinkindern, dann ist dieser Zusammenhang auch strahlenbiologisch einleuchtend. Ernsthafte Hinweise für erhöhte Raten von Krebserkrankungen in der Nähe von Atomkraftwerken gibt es seit über zwanzig Jahren und seit acht Jahren liegen belastbare Beweise vor. Die Bundesregierung muss endlich handeln.“

    Der Herforder Kinder- und Jugendarzt Winfrid Eisenberg: „Wir Kinder- und Jugendärzte appellieren an die Bundesregierung, aus der Studie zu erhöhten Kinderkrebsraten im Umfeld deutscher Atomkraftwerke die nötigen Konsequenzen zu ziehen und eine schnellstmögliche Risikovorsorge in die Wege zu leiten. Wir fordern, die bisherigen regierungsamtlichen Annahmen zum Strahlenrisiko und die daraus abgeleiteten Emissionsgrenzwerte für radioaktive Abgaben zu überprüfen. Die Emissionsgrenzwerte müssen an den internationalen Forschungsstand angepasst werden. Ausschlaggebend dabei müssen der Gesundheitsschutz und die Risikovorsorge für jene sein, die am strahlenempfindlichsten sind, also Embryos, Feten, Säuglinge und Kleinkinder. Die heutige Praxis der Emissionsmessungen muss durch neutrale Gutachter überprüft und in der Nähe von Atomkraftwerken müssen lückenlose und exakte amtliche Messungen der Radioaktivität durchgeführt werden.“

    Der BUND, die IPPNW und die den Appell unterstützenden Kinderärzte fordern insbesondere Umweltminister Sigmar Gabriel auf, dringend zu handeln. Monate nach der Veröffentlichung der Mainzer Kinderkrebs-Studie sei noch nichts geschehen. Die Krankheitsfälle seien so besorgniserregend, dass nicht länger abgewartet werden dürfe. Die Gesundheit der Kinder müsse Vorrang haben.

    Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Die neuen Erkenntnisse sind dramatisch. Nicht erst von explodierenden Atomkraftwerken wie im Falle Tschernobyls gehen enorme gesundheitliche und ökologische Risiken aus. Die Gesundheitsgefährdung im sogenannten Normalbetrieb der Reaktoren ist ein akuter Grund, alle Atomkraftwerke sofort stillzulegen. Die Krebserkrankungen bei Kindern erfordern außerdem die Umkehr der Beweislast. Solange die Betreiber der AKW nicht ausschließen können, dass ihre Reaktoren für die Kinderkrebsfälle verantwortlich sind, müssen die Atomkraftwerke allein schon deshalb vom Netz genommen werden. Und die Stromkonzerne müssen jene Familien finanziell entschädigen, die mit ihren Kindern nicht mehr in der Nähe von Atomkraftwerken wohnen wollen.“

    Gemeinsame Presseerklärung vom 22. April 2008

    18 November 2007

    Bundesweiter Klimaaktionstag: Licht aus am 8. Dezember

    Hamburg/München, 18.11.2007, veröffentlicht von Beate Steffens

    Die Klimaschutz-Kooperation Rettet unsere Erde von BILD, BUND, Greenpeace und WWF ruft gemeinsam mit Google und ProSieben am Samstag, den 8. Dezember 2007 zu einer deutschlandweiten Aktion auf: Licht aus! Für unser Klima. Von 20 Uhr bis 20.05 Uhr sollen für fünf Minuten im ganzen Land die Lichter ausgeschaltet werden. Eine eindringliche Mahnung, die national und international zu mehr Klimaschutz aufruft.

    Mit der Aktion Licht aus! Für unser Klima. fordern die Kooperationspartner von Rettet unsere Erde, Google und ProSieben jeden Einzelnen zum Handeln auf. Zudem senden sie ein Zeichen an den zeitgleich stattfindenden Weltklimagipfel auf Bali, sich konsequent für bessere Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen.

    Mitmachen kann jeder: Alle Privathaushalte in Deutschland, aber auch Städte, Gemeinden, Unternehmen, Vereine und Organisationen. Die Teilnehmer können beispielsweise Fassaden-, Zimmer-, Landschafts- oder Weihnachtsbeleuchtungen abschalten. Für die Sicherheit notwendiges Licht, etwa Straßen- oder Notbeleuchtung, bleibt natürlich eingeschaltet.

    Erste Zusagen für die Teilnahme an der Licht aus!-Aktion liegen bereits vor. So werden am 8. Dezember der Kölner Dom, das Schloss Neuschwanstein, das Heidelberger Schloss, die Alte Oper sowie die Zeil in Frankfurt ihre Außenbeleuchtung für fünf Minuten abschalten. ProSieben wird am 8. Dezember live über die Aktion berichten.

    Weitere Infos zur Aktion Licht aus! Für unser Klima. finden Sie auf der Internetseite www.lichtaus.info.

    14 Juni 2007

    Atomkraftwerke nicht hitzefest

    Leistungsdrosselung gefährdet Versorgungssicherheit und Klimaschutz
    Pressemitteilung von BUND.net

    Berlin: Das derzeitige Drosseln der Leistung der AKW Unterweser und Krümmel um etwa ein Drittel wegen der hochsommerlichen Temperaturen sei ein Beleg dafür, dass Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke die Stromversorgung und den Klimaschutz gefährden, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wenn wie beim Stromversorger Vattenfall die ausbleibende Energieleistung jetzt mit mehr Braunkohlestrom ausgeglichen werde, führe dies zudem das Argument von den Atomkraftwerken als Garanten einer klimafreundlichen Versorgung ad absurdum, sagte die Atomexpertin im Bundesvorstand des Umweltverbandes, Renate Backhaus. Wirkliche Versorgungssicherheit und mehr Klimaschutz seien nur mit einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz sowie dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien zu gewährleisten.

    Backhaus: „Die Atomenergie steht dem Klimaschutz im Weg. Verlängerte Laufzeiten für die Atomanlagen verzögern den Ausbau der erneuerbaren Energien und das Steigern der Energieeffizienz. Wenn der Druck für entsprechende Neuinvestitionen fehlt, wird kein Stromversorger seine ineffizienten Großkraftwerke schließen und auf effizientere Techniken mit besseren Wirkungsgraden umsatteln. Klimaschutz heißt, auf neue Kohlekraftwerke zu verzichten, der Atomkraft ade` zu sagen und in erneuerbare Energien und moderne Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung zu investieren.“

    Auch in der Klimabilanz stehe die Atomenergie schlechter da als Windenergie oder Wasserkraft, wenn die gesamte Stromerzeugungskette vom Uranabbau bis zum Rückbau der AKW sowie der Endlagerung des Atommülls einbezogen werde. Grund dafür sei, dass Atomkraftwerke mit einem sehr niedrigen Wirkungsgrad arbeiteten. Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie gehe als Abwärme verloren. Wenn in absehbarer Zeit das Uran aus größeren Tiefen und in schlechterer Qualität gefördert werden müsse, werde sich die Klimabilanz des Atomstroms weiter verschlechtern.

    25 April 2004

    BUND zum Tschernobyl-Tag: EU-Osterweiterung bringt gefährliche Atomreaktoren in die Gemeinschaft

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat zum 18. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe die EU-Beitrittsländer Litauen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien aufgefordert, die Bemühungen zum Abschalten ihrer Atomkraftwerke zu verstärken.

    Die fünf Länder brächten mit der Erweiterung am 1. Mai zusätzliche atomare Risiken in die Gemeinschaft, die niemand verantworten könne. Die Reaktoren an den Standorten Ignalina, Temelin, Dukovany, Bohunice, Mochovce, Paks und Krsko seien schnellstmöglich durch alternative Stromerzeugung zu ersetzen. Der bisherige Zeitplan zur Abschaltung von Ignalina und Bohunice müsse verkürzt, die anderen Atomkraftwerke in die Pläne einbezogen werden.

    Mit der Erweiterung verschärfe sich in der Gemeinschaft auch das Problem der Entsorgung und Endlagerung des radioaktiven Atommülls. Jeder weitere Betriebstag der Atommeiler vergrößere den nuklearen Abfallberg. Zwischenlager müssten über lange Zeiträume gesichert werden, nirgendwo gebe es ein Endlager für hochradioaktiven Müll.

    Renate Backhaus, BUND-Atomexpertin: "Tschernobyl mahnt jedes Jahr erneut dazu, im Kampf gegen die Atomkraft nicht nachzulassen. Von den neunzehn Atomreaktoren in fünf neuen EU-Staaten gehören zwei zum Tschernobyl-Typ: Ignalina 1 und 2 in Litauen. Die beiden slowakischen Reaktoren in Bohunice ähneln den in Greifswald aus Sicherheitsgründen Stillgelegten vom Typ WWER 440-230. Der slowenische Druckwasserreaktor Krsko steht in einem Erdbebengebiet. Alle diese Risiken sind enorm. Was wir brauchen ist der schnelle Atomausstieg in den neuen wie in den alten EU-Staaten. Hier setzen nur noch Frankreich, England und Finnland auf die Atomkraft."

    Die neuen EU-Staaten hätten enorme Potentiale an erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind und Biomasse. Große Reserven gebe es auch bei der Energieeinsparung. So werde die gleiche Einheit vom Bruttosozialprodukt in den Beitrittsländern mit durchschnittlich dreifach höherem Energieeinsatz erzeugt wie in den alten EU-Ländern.

    Der BUND forderte die Bundesregierung auf, die Bemühungen der mittel- und osteuropäischen Staaten beim Ausstieg aus der Atomstromerzeugung stärker zu unterstützen. Auf keinen Fall dürften deutsche Industrieunternehmen dazu beitragen, die Laufzeiten für die gefährlichen Atomreaktoren zu verlängern.

    Eine Übersicht zu den 19 Reaktoren in den EU-Erweiterungsländern finden Sie im Internet unter: www.bund.net/lab/reddot2/pdf/akw_beitrittsstaaten.pdf

    26 Februar 2004

    Schmutzige Bilanz: RWE blockiert Klimaschutz

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Rheinisch Westfälischen Energiewerke (RWE) aufgefordert, ihren Widerstand gegen den vom Bundesumweltministerium vorgelegten Nationalen Allokationsplan zum Emissionshandel aufzugeben. RWE müsse in eine zukunftsfähige Energieversorgung investieren anstatt Innovationen zu blockieren und weitere Kohlekraftwerke zu planen. RWE sei mit 127 Millionen Tonnen pro Jahr größter CO2-Emittent in der Europäischen Union. Vier der fünf deutschen Industrieanlagen mit dem höchsten CO2-Ausstoß seien im Besitz der RWE. Es sei deshalb höchste Zeit, dass sich RWE der ökologischen Modernisierung stelle, anstatt an veralteten Technologien festzuhalten.

    Dr. Angelika Zahrnt, BUND-Vorsitzende: "RWE darf nicht nur auf seine finanzielle Bilanz schauen. Der Konzern muss auch seiner Verantwortung für die Gesellschaft gerecht werden. Deshalb ist es höchste Zeit, dass RWE die Risiken der Erderwärmung endlich erkennt und das Klimaschutzinstrument Emissionshandel nicht länger blockiert."

    Der Entwurf des Nationalen Allokationsplanes aus dem Bundesumweltministerium sei ein geeignetes Instrument, um Investitionen in effiziente und klimaschonende Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen auszulösen. Für den Einsatz des klimaschädlichen Brennstoffs Kohle hingegen dürfe keinerlei Bonus erteilt werden. Bei Kraftwerksneubauten müsse unabhängig vom eingesetzten Brennstoff weiterhin ein gleicher Effizienzstandard gelten. Eine Aufweichung dieses Plans wie von RWE, dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und Bundeswirtschaftsminister Clement beabsichtigt, dürfe nicht hingenommen werden.

    Zahrnt: "Wir begrüßen, dass die Minister Clement und Trittin eine Einigung zum nationalen Allokationsplan für Ende März zugesagt haben. Diese Einigung darf jetzt keine Mogelpackung werden. Der von Trittin vorgelegte Plan basiert auf den Zusagen der Industrie, ihre Klimagase um festgelegte Mengen zu reduzieren. Nun malen RWE und andere plötzlich eine Bedrohung des Standortes Deutschlands an die Wand und stehen nicht mehr zu ihren Versprechen. Dieses Manöver muss klar zurückgewiesen werden."

    Der BUND fordert ein zweites nationales Klimaschutzprogramm unter Einbeziehung weiterer Maßnahmen u.a. im Verkehrsbereich, um die Kohlendioxidemissionen bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

    03 Februar 2004

    BUND veröffentlicht GRS-Gutachten zu Terrorgefahren für Atomkraftwerke

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat jetzt eine vom Bundesumweltministerium angefertigte Zusammen­fassung des bislang geheim gehaltenen Gutachtens der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) zu den Terrorgefahren für deutsche Atomkraftwerke ins Internet gestellt. Die Umweltorgani­sa­tion will so dazu beitragen, die Öffentlichkeit über die Risiken des Weiterbetriebs der Reaktoren aufzuklären. Der Versuch das Gutachten geheim zu halten, sei gescheitert. Auszüge lägen bereits bei Zeitungs­redaktionen und seien von österreichischen Grünen-Politikern verbreitet worden. Das inzwischen ein Jahr alte Gutachten ergab, dass der gezielte Absturz eines Verkehrsflug­zeugs bei jedem deutschen AKW zu einem Super-GAU führen kann.

    Dr. Angelika Zahrnt, BUND-Vorsitzende: „Terroristen sind in der Lage, an jedem Atomstandort in Deutschland einen Super-GAU auszulösen. Aufgrund der vielfach höheren Bevölke­rungs­­dichte können seine Folgen weit katastrophaler sein als in Tschernobyl. Die Bundesregierung und die Bundesländer wissen seit langem von dieser Gefahr und bleiben dennoch eine Erklärung schuldig, welche Gegenmaßnahmen sie ergreifen wollen. Stattdessen werden untaugliche Vorschläge wie das Einnebeln von Reaktoren bei einem Flugzeuganflug ventiliert. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf umfassend informiert zu werden. Wenn Bundesum­welt­­minister Trittin und die Landesumweltminister die Geheimniskrämerei um das Gutachten nicht beenden wollen, müssen wir das jetzt tun."

    Besonders gefährdet sind laut GRS-Gutachten die neun älteren Anlagen: Obrigheim, Stade, Biblis A und B, Brunsbüttel, Isar 1, Philippsburg 1, Neckar 1 und Unterweser. Hier könnte schon der Absturz eines kleineren Verkehrsflugzeugs die Katastrophe auslösen. Beim Absturz eines großen Flugzeugs auf einen Atomreaktor können aber auch die zehn neueren AKWs außer Kontrolle geraten.

    Zahrnt: „Schon immer war den Verantwort­lichen bekannt, dass Terroristen eine Atomkatas­tro­phe auslösen können, zum Beispiel durch Einschleusung von Personen ins Betriebspersonal oder durch Zerstörungen von außen mittels tragbarer panzerbrechender Waffen oder mit Sprengstoff. Solche Bedrohungen wurden jedoch nie öffentlich gemacht. Vorsichtsmaßnahmen oder Nachrüstungen können diese Risiken nicht beheben. Die Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden.“

    30 Mai 2003

    Karlspreis für Atom-Lobbyisten - Umweltverbände kritisieren Auszeichnung von Valéry Giscard d’Estaing

    Umweltverbände kritisieren anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen an Valéry Giscard d’Estaing dessen Interessenpolitik im europäischen Konvent. Der Präsident des Konvents vertrete einseitig die Interessen der Atom-Lobby und wolle die Förderung der Atomkraft in der neuen EU-Verfassung verankern.

    Britta Steffenhagen, Energieexpertin des DNR: „Mit seinen Atom-Plänen stellt sich Giscard d’Estaing gegen den Willen der Mehrheit der EU-Bürger und zementiert eine rückwärtsgewandte Technologie. Und dies in einer Verfassung, die zukunftsweisend für alle EU-Bürger gelten soll".

    Die Mehrheit der derzeitigen EU-Mitgliedstaaten wollen aus der risikoreichen Atomenergie aussteigen oder kommen bereits ohne sie aus. Auch Deutschland und sein Nachbarland Belgien haben Ausstiegsbeschlüsse gefasst. Nur Frankreich, Finnland, Spanien und England halten die Atomenergie noch für förderungswürdig. Der Vorschlag von Giscard d’Estaing sieht vor, den europäischen Vertrag zur Förderung der Atomkraft (EURATOM) in die neue EU-Verfassung unverändert aufzunehmen. EURATOM wurde vor 45 Jahren als einer der Gründungsverträge der späteren EU verabschiedet und ist seit dem nicht überarbeitet worden. Er unterliegt weder parlamentarischer Kontrolle noch den europäischen Binnenmarktregeln.

    Jan Kowalzik, EU-Experte des BUND: „Giscard d’Estaing hält an seinen Atom-Plänen fest, obwohl sich bereits verschiedene Konventsmitglieder dagegen ausgesprochen haben. Auch in anderen Fragen des Verfassungsprozesses hat er versucht, demokratische Meinungsbildung zu unterbinden. Die Geschäftsordnung wollte er alleine festlegen, Arbeitsgruppen hielt er für überflüssig. Zurecht wird er deshalb im Konvent auch „Sonnenkönig" genannt".

    Die Umweltverbände fordern, dass die ökonomische Privilegierung der Atomenergie abgeschafft wird und der EURATOM-Vertrag spätestens im Jahre 2007 ausläuft.

    Europa solle sich in seiner Verfassung für eine zukunftsfähige Energiepolitik mit rationeller Energienutzung und erneuerbaren Energien entscheiden.

    Bereits vor drei Wochen riefen die Umweltverbände dazu auf, mit E-Mails an die deutschen Mitglieder des Verfassungskonvents gegen die Förderung der Atomkraft zu protestieren, bisher haben sich rund 2000 Menschen an der Aktion beteiligt. In Aachen wollen sie Giscard d’Estaing als Zeichen ihres Protests ein goldenes Mini-AKW übergeben.

    Getragen wird die Protest-Aktion vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Deutscher Naturschutzring (DNR), Germanwatch, Greenpeace, GRÜNE LIGA, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Naturschutzbund Deutschland (NABU), ROBIN WOOD, urgewald.