Posts mit dem Label Reaktortypen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Reaktortypen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

21 März 2011

Kalkar-Tag: 21. März 1991

Das sicherste Atomkraftwerk Deutschlands ist mir persönlich der "Schnelle Brüter von Kalkar", denn auch der scheiterte an der AntiAKW-Bewegung und ist heute Teil eines Freizeitparks. Und es war meine erste Teilnahme an einer Massendemonstration (1977) mit einem bis dahin in Deutschland nicht gekannten Polizeiaufgebot, die Auftakt für die vollends unangemessene Reaktion der damaligen Politik gegenüber friedlichen Massenprotesten war, um den Widerstand gegen die Atomindustrie zu kriminalisieren und einzuschüchtern.
Der "Schnellen Brüter" kann auch als Mahnmal für die größenwahnsinnigste Fehlkalkulation deutscher Industriegeschichte gelten, denn bei Baubeginn war von 500 Mio.DM die Rede, aus denen schlussendlich 7 Milliarden DM wurden.
1985 trotz aller Proteste fetiggestellt, fielen jährlich über 100 Mio. Betriebskosten an, denn ans Netz ging er nie, weil die Gerichte erkannten, dass grundlegende Technikfehler diesen Reaktortyp noch gefährlicher als andere Atomkraftwerke machte.

Erst am 21.März 1991 kam für den "Schnellen Brüter" das endgültige Aus. Ohne AntiAKW-Bewegung wäre uns das Ding womöglich schon um die Ohren geflogen.

Markus Rabanus >> Diskussion

19 November 2009

Neuer Reaktortyp missachtet internationale Standards

Greenpeace veröffentlicht Sicherheitsbewertung des EPR
Pressemitteilung von Greenpeace.de

Beim neu entwickelten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) will Hersteller Areva zukünftig Softwaresysteme zum Einsatz bringen, die nicht den erforderlichen Standards für sicherheitsrelevante Software bei Atomkraftwerken entsprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Bewertung des Sicherheitsdesigns des EPR im Auftrag von Greenpeace. Bei der Kombination zweier Systeme der Reaktorhersteller Areva und Siemens kann sicherheitsrelevante Software im Ernstfall durch Software für den Normalbetrieb gestört werden. Greenpeace fordert den sofortigen Stopp der Arbeiten am Reaktortyp EPR. Dafür demonstrierten Aktivisten der Umweltschutzorganisation diese Woche mit einem Protestcamp auf Hoher See.

"Das gesamte Sicherheitsdesign verletzt fundamentale Prinzipien der nuklearen Sicherheit, sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte bei Greenpeace. Hersteller eines Atomkraftwerkes, die eine derartige Fehlkonstruktion erstellen, beweisen eine gemeingefährliche Unkenntnis und dürfen keine Atomkraftwerke bauen.

Die Grundprinzipien der Sicherheitstechnik bei Atomkraftwerken sehen eine klare Trennung zwischen der Betriebsleittechnik für den normalen Betrieb und der Sicherheitstechnik zum Schutz der Anlage vor Unfällen vor. Auch werden verschiedene Sicherheitsebenen unterschieden. Eine höhere, sicherheitstechnisch relevantere, darf nicht durch eine weniger sicherheitsrelevante Ebene gestört werden. Genau dies kann bei den im EPR vorgesehenen Softwaresystemen Teleperm XS von Areva und SPPA-T2000 von Siemens passieren. Um diesen eklatanten Verstoß gegen die Grundprinzipien zu verschleiern, errechnet Areva in einer einfachen Multiplikation einen völlig unrealistischen Wert für die Ausfallsicherheit des Gesamtsystems.

Die von Areva angegebene Zuverlässigkeit der Software basiert auf falschen Berechnungen. Die Ausfallsicherheiten bei der Kombination dieser beiden Systeme werden von den Herstellern nach einer Methode berechnet, die unter dem Niveau eines Erstsemesters liegt, sagt Smital. Das EPR-Design kann so von keiner Atomaufsichtsbehörde akzeptiert werden. Diese grundlegenden Mängel machen den EPR schon jetzt zu einem der gefährlichsten Reaktoren der Welt.

Beim Bau des EPR-Prototypen Olkiluoto 3 hat es nach Angaben der finnischen Atomaufsicht STUK schon mehr als 3000 Fehler gegeben. Dazu gehören fehlerhafter Beton, unsachgemäße Schweißarbeiten am Containment und erhebliche Mängel im Qualitätsmanagement. Mit der eigentlich für Mai 2009 vorgesehenen Inbetriebnahme des Reaktors ist nach Angaben von Areva nicht vor 2012 zu rechnen.

Mit einem dreitägigen Protestcamp an Bord des Frachters Happy Ranger haben Greenpeace-Aktivisten für einen Baustopp in Olkiluoto demonstriert. Der Frachter transportierte die Dampferzeuger für das Kraftwerk. Nachdem die Happy Ranger am Mittwoch im finnischen Rauma angelegt hatte, verließen die Aktivisten das Schiff.

16 November 2009

Schlauchboote und Kletterer gegen den Atomirrsinn

Neubau von Atomkraftwerken blockiert den Klimaschutz
Pressemitteilung von Greenpeace.de

25 Greenpeace-Aktivisten protestieren seit heute Nachmittag im Fehmarnbelt gegen den Schiffstransport von Atomtechnologie zur Baustelle des Atomkraftwerks im finnischen Olkiluoto. Fünf Schlauchboote mit Anti-Atom-Flaggen und dem Banner Atomkraft schadet Europa und das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise begleiten den Schwerlastfrachter, sechs Aktivisten mit weiteren Bannern haben die Bordkräne der Happy Ranger erklettert. An Bord des Schiffes sind Dampferzeuger für den Neubau des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR). Die Aktivisten fordern den Stopp der Arbeiten an dem Kraftwerk. Neue Atomkraftwerke sind nicht nur eine Gefahr für die Bevölkerung, sondern blockieren auch die dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen in Europa.

Der Weiterbau des EPR in Finnland ist unverantwortlich, sagt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace. Es wird Zeit, dass die Regierungen in Europa begreifen, dass Atomkraft beim Kampf gegen den Klimawandel keine Lösung ist. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, muss in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz investieren. Das Festhalten an der teuren und gefährlichen Atomkraft ist eine massive Vergeudung von Zeit und Geld, die wir uns nicht mehr leisten können. Sie bedroht heute und in Zukunft Menschenleben.

Mehr als 2.300 bisher nachgewiesene Fehler und Sicherheitsmängel beim Bau des EPR-Prototypen in Finnland haben die Fertigstellung des Kraftwerkes massiv verzögert. Die Inbetriebnahme des Reaktors, der ein Gemeinschaftsprojekt der französischen Areva und Siemens ist, war vier Jahre nach Baubeginn im Mai 2009 geplant. Areva rechnet nun mit der Inbetriebnahme nicht vor 2012. Die Kosten für den mit 1.600 MW weltweit leistungsstärksten Reaktor mit dem größten nuklearen Inventar sind in der Zwischenzeit von rund 3 auf 5,5 Milliarden Euro gestiegen.

Sicherheitsrelevante Probleme beim Bau des finnischen EPR waren unter anderem mangelhaft durchgeführte Schweißarbeiten am Containment und die Verwendung des falschen Betons. Zuletzt kritisierten die Aufsichtsbehörden von Finnland, Frankreich und Großbritannien auch das Reaktordesign des EPR und forderten eine grundlegende Überarbeitung der Sicherheitstechnik. Die Bilanz des finnischen Atomexperimentes in Olkiluoto 3 ist mehr als desaströs, sagt Böhling. Die Sicherheitsmängel sind ungeheuerlich. Der atomare Wahnsinn mit dem EPR als Flaggschiff einer neuen Reaktorgeneration in Europa ist auf der ganzen Linie gescheitert und muss jetzt endlich gestoppt werden.

Die vier Dampferzeuger an Bord der Happy Ranger sind eine Hauptkomponente für den Reaktorneubau Olkiluoto 3. Jedes dieser Bauteile ist rund 24 Meter lang und 500 Tonnen schwer. Die Dampferzeuger wurden im französischen Areva-Werk in Chalon/Saint Marcel gefertigt und über Marseille verschifft. Die Dampferzeuger werden im Reaktorbetrieb vom nuklearen Primärkühlkreis erhitzt und erzeugen den Dampf zum Antrieb der Kraftwerksturbine.

07 Februar 2008

Rückblick: Kernkraftwerk THTR-300

Zum Hochtemperatur-Reaktor von Hamm-Uentrop:

"Er wurde 1983 in Betrieb genommen und im September 1989 endgültig stillgelegt."

"Die Errichtung kostete 2,05 Milliarden Euro. Stilllegung und der sichere Einschluss bis mindestens 2027 kosten 425 Millionen Euro."

"Probleme und Stilllegung: Der THTR-300 galt aufgrund des Funktionsprinzips, bei dem keine Kernschmelze auftreten kann, als wesentlich sicherer als andere Reaktortypen. Doch es gab technische Probleme, z. B. war der Kugelbruch aufgrund der von oben in den Kugelhaufen eingeführten Adsorberstäbe wesentlich höher als vorausberechnet und die Herstellung sowie Wiederaufbereitung der Thorium-Kugelbrennelemente war nicht garantiert. Daher werden die geplanten zukünftigen Hochtemperaturreaktoren in Südafrika ohne Wiederaufarbeitung geplant. Dieser Nachteil soll durch einen wesentlichen höheren Abbrand, d. h. eine bessere Ausnutzung des vorhandenen Kernbrennstoffs im Vergleich zu den üblichen Abbränden in wassermoderierten Reaktoren, kompensiert werden. Neben den genannten Problemen führten ein Störfall mit unterstelltem Austritt von Radioaktivität am 4. Mai 1986 sowie sicherheitsrelevante und wirtschaftliche Überlegungen dazu, dass am 1. September 1989 die Stilllegung des THTR-300 beschlossen wurde. Am 10. September 1991 wurde der 180 Meter hohe Trockenkühlturm, der damals höchste Kühlturm der Welt, gesprengt und vom 22. Oktober 1993 bis April 1995 wurden die Brennelemente in Castor-Behältern in das Zwischenlager Ahaus transportiert. Überlegungen, den Kühlturm als technisches Denkmal zu erhalten, scheiterten aus Kostengründen. Der Reaktor selbst wurde bis 1997 in den so genannten „sicheren Einschluss“ überführt und verursacht weiter Kosten in Höhe von 6,5 Mio € jährlich. Er enthält noch ca. 390 Tonnen radioaktive Anlagenbauteile. Frühestens 2027, nach Abklingen der Radioaktivität, kann er endgültig abgerissen werden. Von 1985 bis 1989 verzeichnete der THTR-300 nur 16.410 Betriebsstunden mit einer abgegebenen elektrischen Energie von 2.891.000 MWh, dies entspricht einer Volllastbetriebsdauer von 423 Tagen (16.410 Stunden = 393,84 Tage).
Bereits 1982 plante eine Firmengruppe aus Brown Boveri & Cie (BBC) und Hochtemperatur Reaktorbau GmbH (HRB) mit dem HTR-500 einen Nachfolger des THTR-300 mit einer thermischen Leistung von 1.250 Megawatt und einer elektrischen Leistung von 500 Megawatt. In unmittelbarer Nachbarschaft des THTR-300 liegt das Kraftwerk Westfalen."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/THTR-300

04 November 2003

BMU: Atomkraft ist auch mit EPR ein Auslaufmodell

Pressemitteilung BMU

Zu der Diskussion über den Bau des so genannten European Pressurized Reactor (EPR) erklärt der Sprecher des BMU, Michael Schroeren:

Der so genannte Europäische Druckwasser-Reaktor (EPR) ist ein vergeblicher Versuch der europäischen Atomindustrie, eine ineffiziente, mit hohem Risiko behaftete und daher historisch überholte Form der Energieerzeugung als "Zukunftstechnologie" zu vermarkten. Dabei ändert die publizistische Offensive pro EPR nichts an der Sachlage:

1. Europaweit ist die Atomkraft ein Auslaufmodell: Von den großen Ländern der EU ist Frankreich das einzige Land, das den Neubau von Atomkraftwerken in Erwägung zieht. Italien ist atomkraftfrei, in Spanien werden keine neuen Atomkraftwerke geplant, und selbst in der neuen Energiepolitik Grossbritanniens sind neue AKW nicht vorgesehen. Deutschland befindet sich mit seinem Atomausstieg also in guter Gesellschaft.

2. Der EPR ist ein gewöhnlicher Reaktortyp mit den altbekannten Problemen der Atomstrom-Erzeugung: Auch der EPR birgt ein Betriebsrisiko, das nicht zu verantworten ist. Auch der EPR vergrößert das nirgendwo gelöste Atommüll-Problem. Auch der EPR verursacht ein Proliferationsrisiko. Auch der EPR hat einen vergleichsweise geringen Wirkungsgrad, der weit hinter hocheffizienten Kraftwerken zurückbleibt.

3. Ob der EPR sich rechnet, erscheint in einem europaweit liberalisierten Strommarkt mehr als zweifelhaft.

4. Die Bundesregierung kann deutsche Unternehmen nicht daran hindern, sich im Ausland auf ein Abenteuer mit dem EPR einzulassen. Das betriebswirtschaftliche Risiko und die möglicherweise damit verbundene Einbusse an Glaubwürdigkeit in der deutschen Öffentlichkeit müssen diese Unternehmen, vor allem aber ihre Anteilseigner, dann jedoch alleine tragen.